Psychologie am Aktienmarkt

Aus Sicht der Bewertung sowie der Chart- und Markttechnik gibt es
derzeit gute Gründe, auf eine Gegenbewegung am deutschen Aktienmarkt
zu setzen. Wie so häufig ist es eher eine psychologische
Herausforderung, im stürmischen Umfeld neue Positionen gegen den
kurzfristigen Abwärtstrend zu eröffnen. Wie beim Poker sollte man
hier ebenfalls strategisch vorgehen. All In ist sicherlich der
falsche Weg. Größere Erfolgsaussichten
bietet hingegen ein erster Positionsaufbau bei
Einzelwerten, die wieder ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis
aufweisen.

Na also, es geht doch: Auf
Turnaround-Tuesday war auch gestern wieder Verlass, sowohl der DAX
als auch die wichtigsten amerikanischen Märkte legten zu. Wir
hatten den Turnaround-Tuesday offensiv für Sie beschrieben -
siehe hier -
 dazu viele passende Investmentideen
gefunden und diese in die ISIN-Liste gepackt, zusammen mit dem
Handwerkszeug für aktive Anleger. Dazu einfach vorbeischauen.

Schon häufig in den vergangenen
Wochen kam es jeweils am Dienstag zu einer Erholung, langsam
entwickelt sich die Statistik zu einer sich selbst erfüllenden
Prophezeiung. Wichtig wären nun weitere Anschlusskäufe, um die
Erholung zu untermauern. Kritisch sind besonders Freitag und
Montag, wenn überwiegend die Verkäufer das Zepter übernehmen.
Sollten die Märkte also kurz vor und nach dem kommenden Wochenende
steigen, wäre dies ein weiteres Signal für eine mögliche
Bodenbildung.

Yellen hält die Füße still

Bis
dahin bleibt nur die Aussicht auf eine Bärenmarktrally, zumindest
wenn man die Lage charttechnisch analysiert - siehe hier. Griechenland dürfte
hier eine Schlüsselrolle zukommen, aber auch  die Fed ist nicht zu
unterschätzen. Um 20 Uhr legt die Notenbank ihre Karten auf den
Tisch, eine Zinserhöhung wird noch nicht erwartet. Die Fed wird
sich weder auf einen wahrscheinlichen Termin für die Zinswende
festlegen, noch eindeutige Kriterien benennen, die dafür
erforderlich wären. Mit dieser Strategie der gezielten
Unsicherheit hält sich die Notenbank alle Optionen offen.

Was sagen die Unternehmen?

Die US-Berichtssaison für das
abgelaufene Quartal ist eigentlich vorüber, doch einige große
US-Unternehmen gewähren noch immer einen Blick in ihre Bücher und
helfen bei der Einschätzung der jüngsten
Unternehmensentwicklungen. Adobe Systems meldete gestern nach
Börsenschluss dank eines soliden Cloud-Geschäfts höhere Gewinne
als im vergangenen Jahr, allerdings fiel der Ausblick auf das
laufende Quartal schwach aus.

Adobe erwartet nun einen Gewinn je
Aktie von 41 bis 47 Cents, was unterhalb der Erwartungen von 48
Cents lag. Die Aktie verliert nachbörslich mehr als ein Prozent.
Heute berichten außerdem FedEx (13.30 Uhr) und Oracle
(nachbörslich). Beim Post-Konkurrenten werden nach 2,46 USD je
Aktie im Vorjahresquartal nun 2,68 USD erwartet. Oracle sollte
einen Gewinn von 86 Cents je Anteilsschein nach 92 Cents im
Vorjahr präsentieren.

Die Chemie stimmt

Lanxess seit Jahresbeginn

Kursbewegende Nachrichten bei den
deutschen Einzelwerten sind eher Mangelware. Griechenland scheint
alles zu überlagern, selbst die groß angekündigte neue Struktur
des VW-Konzerns wurde zuletzt komplett ignoriert. Lohnenswert ist
es daher, Aktien mit hoher Relativer Stärke zu beachten. Hier
drängt sich vor allem Lanxess in den Vordergrund.

Als einziger DAX-Wert notieren die
Papiere derzeit klar über ihrem Monatsmittelwert. Zuletzt passte
die Deutsche Bank das Kursziel auf 63 Euro an, rund 19 Prozent
über dem aktuellen Niveau.

Große Hoffnungen ruhen unverändert
auf Konzern-Chef Zachert und dem damit verbundenen Umbauprogramm.
Sollte die Aktie heute per Tagesschluss über 52,50 Euro den Handel
beenden, wäre die jüngste Konsolidierung nach oben aufgelöst. Eine
sportliche Leistung, die wir heute bei „Gib Ihm SauRiß“ live zum JPMorgan
Chase-Lauf
ebenfalls liefern wollen.

Signallinie auf dem Prüfstand

Ebenso interessant sind Papiere, die
derzeit um ihren 200-Tage-Durchschnitt schwanken. Oft greifen hier
Schnäppchenjägern zu und leiten eine Stabilisierung ein.
Gemeinsamkeiten gibt es da bei Allianz, BASF, BMW, Deutsche Bank,
Linde und ThyssenKrupp – sie sind die Kandidaten für die
Beobachtungsliste. Wer lieber auf den jüngsten Trend an den
Märkten setzen will, schaut sich die Verlierer an.

Hier ist die Lufthansa ein klarer
Favorit. Mit dem jüngst ausgebildeten Bewegungstief lieferte der
Kranichwert ein weiteres Schwächesignal, wie in den vergangenen
Jahren dürfte ein Rücklauf bis in einstellige Regionen
mittelfristig wohl nur eine Frage der Zeit sein. Zuletzt gab es
verwirrende Meldungen zur Effektivität des vor drei Jahren
initiierten Sparprogramms „Score“, der Trend bleibt abwärts
gerichtet.

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