Von
Sebastian Herrmann
Es drängt den Menschen, sich von anderen abzuheben. Das verändert die Wahrnehmung. Die meisten halten sich für besonders tolerant, altruistisch, beziehungsfähig und für gute Autofahrer. Aber auch ihre Namen halten sie für seltener, als sie sind.
Jeder Mensch ist einzigartig. Und jeder Mensch ist überzeugt, dass er ein bisschen einzigartiger ist als diese ganzen anderen Lemminge, die einem tagtäglich begegnen.
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John Kulig von der Plymouth State University im US-Bundesstaat New Hampshire liefert nun einen weiteren Beweis für den Drang der Menschen, sich von anderen abzuheben und besonders zu sein. Er ließ seine Probanden bewerten, wie außergewöhnlich ihre Vornamen sind. Wie erwartet, überschätzten die Testpersonen die Seltenheit ihrer Namen chronisch (British Journal of Social Psychology, online).
Der Drang des Menschen, sich von anderen abzuheben, ist in unzähligen Studien gut dokumentiert. Demnach ändern Menschen ihre Aussagen, wenn ihnen fälschlicherweise gesagt wird, dass diese dem Durchschnitt entsprechen.
Und wenn Probanden das Gefühl vermittelt wird, sie gehörten zum Mittelmaß, dann verkünden sie den Wunsch nach außergewöhnlichen Aktivitäten. Schließlich, so haben wieder andere Studien gezeigt, halten sich die meisten Menschen für besonders tolerant, altruistisch und beziehungsfähig. Und besser Auto fahren als die anderen Idioten auf der Straße kann ohnehin fast jeder.
Warum sollte sich ein ähnlicher Effekt also nicht auch bei der Bewertung des eigenen Namens einstellen, fragte sich Kulig. Schließlich würden Vornamen von den Eltern meist mit dem Hintergedanken vergeben, dass sich ihre Kinder damit aus der Masse abheben. Zudem seien Menschen mit seltenen Vornamen tatsächlich eher zufrieden damit.
Über einen ähnlichen Effekt hatte der Psychologe Daniel Oppenheimer von der Universität Stanford 2004 im Fachmagazin Psychological Science berichtet. Seine Probanden unterschätzten die Häufigkeit ihrer Nachnamen und der von Prominenten - schließlich handelt es sich in beiden Fällen ja um ganz besondere Menschen.
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(SZ vom 07.11.2012/mcs)
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