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Was taugen Aphrodisiaka wirklich?
Artikel zum Thema
- Auch bei Potenzmitteln gilt der Wettbewerb
- Riskante Würze fürs Liebesleben
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Die Suche nach Liebestropfen dürfte so alt sein wie die Medizin selbst. Vor allem die Suche nach Drogen zur Stärkung der männlichen Potenz, früher verschämt «Mittel zur Erhöhung der Spannkraft» genannt, hat Scharlatane, Geschäftemacher und ernsthafte Forscher beschäftigt. Im «Lexikon der Liebesmittel» haben der Ethnopharmakologe Christian Rätsch und die Kunsthistorikerin Claudia Müller-Ebeling auf beinahe 800 Seiten «pflanzliche, tierische, mineralische und synthetische Aphrodisiaka» behandelt, von Aal und Alpenveilchen über gemahlenes Nashornhorn, Sellerie und Lachgas bis zu Zimt, Zucker und Zwiebeln. Jetzt hat die amerikanische Fachzeitschrift «Chemical Engineering News» die sechs bedeutendsten Liebesdrogen fachlich überprüft. Unter dem Titel «Aphrodisiaka – die Moleküle hinter den Wohlfühlbehauptungen» beschreibt Andy Brunning, was es mit ihrer luststeigernden Wirkung auf sich hat.
Seine Auswahl reicht von Delikatessen und Genussmitteln wie Austern und Schokolade bis zu Unappetitlichkeiten wie dem Wirkstoff Cantharidin, der in der Blutflüssigkeit der Spanischen Fliege (Cantharis oder Lytta vesicatoria) und verwandter Käferarten vorkommt. Um den Stoff zu gewinnen, wurden die ganzen Käfer getrocknet und dann zu Pulver zermahlen. Das aus diesem Pulver herausgelöste und gereinigte Cantharidin wurde sowohl in Form von Salben, Pflastern und Tinkturen angewandt.
Erotisches Interesse ist nötig
Die Erektionsverstärkung durch Cantharidin war schon den Römern bekannt. Livia Drusilla etwa, die Frau von Kaiser Augustus, soll ihrem Hofstaat das Liebespulver ins Essen gestreut haben. So sollten die Höflinge zu sexuellen Ausschweifungen angeregt werden, mit denen die Kaiserin sie anschliessend hätte erpressen können. Es dürfte allerdings beim Versuch geblieben sein. Zwar kann Cantharidin tatsächlich «nachhaltige Erektionen» verursachen. Es ist aber nicht erwiesen, dass der Naturstoff die Lustempfindung steigert. Sein entscheidender Nachteil als Erektionsverstärker liegt in seiner starken Reiz- und Giftwirkung auf Haut, Schleimhäute und Nieren. Im offiziellen Arzneimittelbuch der Schweiz, der «Pharmacopea Helvetica», wurden 1907 für Cantharidin 0,2 Milligramm als Tageshöchstdosis festlegt und ausdrücklich vermerkt: «Sehr vorsichtig aufzubewahren.»
Moderne Potenzmittel wie beispielsweise Viagra (Sildenafil), Cialis (Tadalafil), Levitra (Vardenafil) oder neu Spada (Avanafil) sind nicht nur wirksamere, sondern auch sicherere Erektionshelfer. Allerdings können auch diese Medikamente nur dort die körperliche Lust wecken, wo ein erotisches Interesse vorhanden ist.
Eine weitere natürliche Droge von erwiesener Wirkung bei erektiler Dysfunktion – sprich: Impotenz – ist Yohimbin. Es wird aus den Blättern und der Rinde des westafrikanischen Yohimbe-Baums gewonnen und wurde auch als Blutdrucksenker angewendet. Vor der Markteinführung von Viagra — dessen Wirkstoff Sildenafil übrigens ursprünglich auch als Blutdrucksenker entwickelt worden war – galt Yohimbin als das Aphrodisiakum mit der am besten gesicherten Wirkung. Selbst der skeptische deutsche Evidenzmediziner Paul Fürbringer traute dem Yohimbin vor über 100 Jahren mehr als bloss Placebowirkung zu. Überzeugt davon hatten ihn «eine Fülle freilich sehr verschiedenwertiger tierärztlicher Mitteilungen über denkbar günstige Wandlungen bei deckfaulen Hengsten, Bullen, Hunden und anderen frigiden Tieren – auch weiblichen!»
Chemisch weist der Naturstoff eine entfernte Verwandtschaft mit dem Neurotransmitter Serotonin auf, aber auch mit Rauschdrogen wie LSD und Psilocybin. Die erektionsfördernde Wirkung von Yohimbin beruht zum einen auf einer Gefässerweiterung in den männlichen Geschlechtsorganen. Zum andern soll es Neurorezeptoren in Hirn und Rückenmark blockieren, die normalerweise auf das körpereigene Stresshormon Adrenalin reagieren. Dieser Wirkungsmechanismus bringt aber auch zahlreiche unangenehme Nebenwirkungen mit sich. Zudem kann die Wirkung des Stoffs von Mann zu Mann stark schwanken. Deshalb wurde es in der Sexualmedizin inzwischen durch die erwähnten modernen Medikamente weitgehend verdrängt. Auch als Blutdrucksenker hat Yohimbin längst sichereren und wirksameren Medikamenten Platz gemacht. In der Schweiz sind Yohimbin-haltige Medikamente heute nicht mehr im Handel.
Schwindel statt Sextrieb
Alles andere als erotisierend ist die Herkunft eines weiteren Liebesmittelkandidaten namens Ambrein, chemisch ein sogenannter Triterpenalkohol. Dieser findet sich nämlich im tierischen Parfümerierohstoff Ambra (Amber) oder auf Deutsch und weniger wohlklingend in Pottwalkotze. Ratten, denen Ambrein gespritzt wurde, sollen darauf mit einem gesteigerten Sexualverhalten reagiert haben. Seine im Orient bis heute behauptete aphrodisierende Wirkung auf den Menschen scheint dagegen wissenschaftlich nicht ausreichend erforscht.
Neben solch exotischen Liebesdrogen gibt es ganz geläufige Nahrungsmittel und Gewürze, die Amor auf die Sprünge helfen sollen. So zeigt das in der Muskatnuss sowie in Dill, Petersilie und Liebstöckel vorkommende Myristicin (Methoxysafrol) in Tierversuchen eine mögliche sexuell anregende Wirkung. Beim Menschen scheinen aber andere Wirkungen des strukturell entfernt an Ecstasy erinnernden Myristicin zu überwiegen. Diese reichen von Schwindel und Erbrechen bis zu Halluzinationen und Rauschzuständen.
Sogar ganz unverdächtiger Schokolade wird eine aphrodisierende Wirkung zugeschrieben. Verantwortlich dafür soll Phenylethylamin sein, ein auch im menschlichen Körper aus der Aminosäure Phenylalanin gebildeter Verwandter der Amphetamine. Gesichert ist diese Wirkung des populärwissenschaftlich als «Glückshormon» bekannten Phenylethylamins jedoch nicht. Vielleicht liegt die anerkannte Wohlfühlwirkung feiner Schokolade ja auch schlicht an der reinen Gaumenfreude, die sie vermittelt.
Als traditioneller Valentinstag-Klassiker gilt schliesslich ein romantisches Austernessen. Die in den Weichtieren enthaltene D-Asparaginsäure und ihr N-Methylester (NMDA) sollen nach längerer Einnahme den Testosteron-Spiegel erhöhen können. Damit geht aber nicht zwingend eine Libido- oder Potenzsteigerung einher. Möglicherweise beruht die wissenschaftlich noch unzureichend belegte Luststeigerung auf einer Aktivierung spezieller NMDA-Rezeptoren – oder schlicht auf der anregenden Wirkung des meist dazu genossenen Champagners.
(Tages-Anzeiger)
Erstellt: 13.02.2015, 23:19 Uhr
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