Eine reiche Unternehmerin und ihr Schoßhündchen werden ermordet. War es der Sohn? War es der Ex-Mann? Oder dessen Geliebte?
Für die neue Folge der ARD-Krimireihe «Polizeiruf 110» aus München hat der Drehbuchautor und Regisseur Christian Petzold eine klassische Konstellation gewählt. Entsprechend schnörkellos und spannend ist die Inszenierung des 54-Jährigen, der mit Filmen wie «Die Innere Sicherheit», «Gespenster» oder «Barbara» zu den renommiertesten zeitgenössischen Autorenfilmern in Deutschland zählt. Nun also sein «Polizeiruf»-Debüt mit «Kreise», in dem Matthias Brandt als Hauptkommissar von Meuffels und Barbara Auer als dessen neue Kollegin Constanze Hermann ermitteln.
Das Problem der Polizisten: Viele hätten ein Motiv für den Mord an der Möbelfabrikantin gehabt - galt sie doch als hübsch, aber eiskalt. Außerdem wollte sie die Firma an ausländische Investoren verkaufen. Als Hauptverdächtiger gilt bald der Ex-Ehemann des Opfers, Peter Brauer (Justus von Dohnányi), der früher auch im Unternehmen gearbeitet hat, seit seinem Ausstieg aber nicht mehr richtig Fuß gefasst hat. Je mehr von Meuffels und seine Kollegin den Fall untersuchen, desto vertrackter wird es. Bald haben sie das Gefühl, als würden sie sich im Kreis drehen, denn wen sie auch verdächtigen: alle haben Alibis.
Die routinierte Ermittlungsarbeit steht dieses Mal weniger im Vordergrund. Was Petzold interessiert, sind die Befindlichkeiten der Beteiligten: Von Meuffels, der sich durch seine hübsche Kollegin ein winziges bisschen aus seiner zurückhaltenden Reserve locken lässt. Constanze Hermann wiederum ist vorsichtig tastend, ist sie doch eine trockene Alkoholikerin, die ihre Sucht im Schach halten muss. Sehr subtil entsteht eine ganz leichte Spannung zwischen beiden - eine Verbindung, aus der eines Tages eine Liebe wachsen könnte, oder auch nicht.
Jenseits ihrer privaten Empfindungen stochern sie in den komplizierten Gefühlsverstrickungen zwischen der Toten und ihrer Familie, doch Erkenntnisse bringt das nicht. Irgendjemand hütet ein Geheimnis.
So nah dran, und doch außen vor - auf dieses Gefühl kam es Petzold an. «"Kreise" erzählt von diesen ausgeschlossenen, erschöpften, versehrten, einsamen, aber auch großartig erwachsenen Menschen», sagt er. Für den Berliner eine typische Krimikonstellation: «Die Polizisten und Detektive finden hier die Taten der Gekränkten, der Vernachlässigten, der Neider, der Leidenschaftlichen und Erkalteten», erklärt er. «Ihr Schicksal aber ist, dass sie selbst niemals verbrecherisch und leidenschaftlich sein dürfen. Sie gehen herum in den Tragödien anderer.»
Für Petzold wird es nicht der letzte «Polizeiruf» gewesen sein. Ende 2015 sollen die Dreharbeiten zu einer weiteren Folge starten mit dem Arbeitstitel «Wölfe». Dieser Film werde den Handlungsfaden von «Kreise» wieder aufnehmen, berichtet der Bayerische Rundfunk (BR) Auch Barbara Auer soll wieder dabei sein.