Für die Studie hat das Forscherteam 178 Erwachsene in drei Gruppen eingeteilt: Während die eine über einen Zeitraum von zehn Wochen die Stärken Neugier, Dankbarkeit, Optimismus, Humor und Enthusiasmus trainierte, hatte die andere Gruppe mit den Stärken Kreativität, Sinn für das Schöne, Freundlichkeit, Liebe zum Lernen und Weitsicht gearbeitet. Die dritte Gruppe fungierte als Kontrollgruppe und hatte in der Zeit keine Übungen durchgeführt. Nach den zehn Wochen wurden alle Testteilnehmer detailliert nach ihrem geistigen Wohlbefinden befragt.
Die Übungen bestanden aus Aktivitäten, welche die Probanden einfach in ihren Alltag integrieren konnten: Dankbarkeit übten sie beispielsweise, indem sie Dankesschreiben an Personen verfassten, die in ihrem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. Den Sinn für das Schöne konnten sie unter anderem damit trainieren, indem sie in ihrem Alltag auf Momente und Situationen bewusster achteten, in denen sie Bewunderung für etwas Schönes empfinden konnten. In Betracht kamen hierfür sowohl Dinge, die ihnen gefielen, als auch besondere Fähigkeiten oder Talente von Mitmenschen.
Trainiertes Glücksempfinden
Die Auswertungen der Forscher zeigten: Beide Gruppen profitierten von den Trainings im Vergleich zur Kontrollgruppe. „Wer die einen oder anderen Stärken trainiert hatte, berichtete von gesteigertem Wohlbefinden“, resümiert Willibald Ruch. Dies äußerte sich beispielsweise darin, dass die Probanden heiterer oder häufiger positiver Stimmung waren. Der stärkste Anstieg der selbst-empfundenen Lebensqualität fand sich vor allem bei der Gruppe, die Neugier, Dankbarkeit, Optimismus, Humor und Enthusiasmus trainiert hatte. Vor allem jene Personen profitierten, die im Verlauf der Trainingszeit sowohl ihre Handlungen und Gefühle besser steuern lernten, als auch mehr Enthusiasmus entwickelt hatten, zeigten die Auswertungen der Befragungen.
Dass positive Lebenseinstellungen mit psychischem Wohlbefinden in Beziehung stehen, haben bereits viele Studien gezeigt. Dass sie sich aber ursächlich auf die Lebenszufriedenheit auswirken und dass ihr Training eine Steigerung des Wohlbefindens zur Folge hat, haben Willibald Ruch und seine Kollegen nun erstmals wissenschaftlich nachgewiesen.
Charakterstärken und ihre Beziehung zum Wohlbefinden sind ein wichtiges Forschungsfeld der sogenannten Positiven Psychologie. Dieser Ansatz hat sich zum Ziel gesetzt, herauszufinden, was das Leben lebenswert macht. Damit fokussiert die Positive Psychologie auf Themen, die von der Psychologie lange Zeit vernachlässigt wurden, betont die Universität Zürich in einer Aussendung.