Gladbeck. „Wir müssen wieder eine Kultur des Verlierens entwickeln“ – mit dieser Feststellung lieferte der emeritierte Psychologie-Professor Rainer Dollase als Hauptredner beim Herbstplenum des „Gladbecker Bündnisses für Familie – Erziehung, Bildung, Zukunft“ interessante Impulse für die Vermeidung von Gewalt.
Unter dem Motto „Fair im Miteinander“ diskutierten rund 100 Teilnehmer aus fast allen Bereichen der Stadtgesellschaft im Ratssaal vier Stunden lang über Strategien zur Gewaltprävention. Gewalt ist auch in Gladbeck ein aktuelles Thema. Bürgermeister Ulrich Roland erinnerte zu Beginn an den durch einen Faustschlag schwerst verletzten Kevin und machte die Betroffenheit der gesamten Stadtgesellschaft deutlich.
Zugenommen, so Professor Dollase, habe die Gewalt zwischen Kindern und Jugendlichen nicht, auch nicht ihre Intensität. Allerdings nehme man das Ganze heutzutage anders wahr. „Wir sind alle für das Thema sensibilisiert und das ist auch gut so.“ Jeder Gewaltausübung, so Dollase, sei immer eine Schädigung, eine Kränkung, vorangegangen. „Deshalb ist es so wichtig, wie wir miteinander umgehen, dass wir Respekt voreinander entwickeln.“ Dass viele Kinder und Jugendliche Gewalt erfahren, zeigten die Berichte, mit denen Mitglieder des Jugendrates das Plenum beeindruckten und aufwühlten.
Dass es Möglichkeiten der Prävention gibt, zeigte ein Film über das Projekt „Magic Circle“ der Schulpsychologischen Beratungsstelle Münster. Dabei bilden Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Lehrern und Erziehern einen Kreis, in dem sie sich austauschen und über ihre Gefühle berichten. Erlaubt ist im „Magic Circle“ alles – außer die Äußerungen eines anderen schlecht zu machen. Bei dem erfolgreichen Projekt werden Zuhören, Vertrauen und Gemeinsinn geschärft.
Bettina Weist, Leiterin des Amtes für Bildung und Erziehung und Bündniskoordinatorin, regte an, den Magischen Kreis auch in Gladbeck zu installieren. Bei der Umsetzung boten die Schulpsychologen Dr. Petra Schulte-Löbbert und Arnold Evertz ihre Hilfe an.
Gladbeck sei auf einem guten Weg, so Bettina Weist. Das werde mit dem Projekt Schulcoaching, das ab Dezember mit Hilfe von Bündnismitteln an der Lambertischule umgesetzt wird, deutlich und an den ersten Schritten zu einem gesamtstädtischen Gewaltpräventionskonzept.