Parfums sind wie eine Visitenkarte. "Sie drücken aus, wie ein Mensch sein und sich erleben möchte", erklärt Dr. Joachim Mensing, Duftpsychologe aus Miami. In Deutschland sind seit den 90er-Jahren fruchtige Aromen – häufig in Kombination mit Gourmetnoten (z. B. Karamell, Schokolade) – besonders beliebt. "Dahinter steckt der Wunsch, das Leben mit allen Sinnen zu genießen", so der Experte. Und tatsächlich wirken sich die Aromen von Mandarine, Birne, Mango Co positiv auf die Stimmung aus, sie können sogar Stress mindern. Außer für fruchtige Parfums haben die Deutschen eine Schwäche für Florientals, d. h. blumig-orientalische Kompositionen. Für den Duftpsychologen spiegelt sich darin das Bedürfnis nach Geborgenheit, Harmonie und vertrauensvollen Beziehungen wider. Immer beliebter werden bei uns auch die frisch holzigen Chypre-Parfums, die der Benutzerin eine entschlossene, selbstbewusste Aura geben.
In Frankreich hat Parfum den Rang eines Kulturguts. Traditionell dominieren hier blumige und orientalische Düfte mit starkem Charakter (wie die Klassiker "N° 5" von Chanel und "Shalimar" von Guerlain). Bei unseren südlichen Nachbarn in Italien und Spanien sind frische Düfte die Nummer eins. Daher führen Zitrusnoten die Beliebtheitsskala an, aber auch grüne und blumige Aromen wie Neroli (Blüte des Bitterorangenbaums) sind begehrt.
Engländerinnen lieben klassische Blütendüfte wie Gardenie, Rose und Maiglöckchen, die ihre feminine Seite betonen. Diese Duftrichtung ist auch in den USA sehr gefragt. Daneben rangieren dort Gourmetnoten wie Vanille und süße, fruchtige Aromen wie Erdbeere oder Litschi ganz oben in der Hitliste. Frauen in den arabischen Ländern bevorzugen intensive Düfte: Holzige, würzige Komponenten wie Sandelholz, Muskat, Patschuli, Moschus und das sinnliche Oud (Harz des Adlerholzbaums) zählen hier zu den Favoriten. Japanerinnen dagegen empfinden schwere Parfums als Belästigung, nur dezente, leichte Aromen haben Bestseller-Potenzial.
So unterschiedlich die nationalen Präferenzen sind – im Zuge der Globalisierung werden die Geschmäcker sich angleichen, glaubt Dr. Mensing. Außerdem beobachtet er bei Damendüften den Trend zu ungewöhnlichen Ingredienzien wie Weihrauch, Ingwer, Wacholder – und sogar Gemüse. "Wie bei Smoothies werden Früchte und Gemüse (z. B. Karotte, Gurke) kombiniert", prognostiziert er. Ein Phänomen, das Appetit auf mehr macht.
Klassische Düfte und ihre Newcomer:
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