Neuer Rektor der Uni-Klagenfurt für Zugangsregeln

Vitouch fordert außerdem eine Reform der Familienbeihilfe - Stattdessen schlägt er eine Grundsicherung für prüfungsaktive Studierende vor

Wien/Klagenfurt - Am Montag tritt Oliver Vitouch sein neues Amt als Rektor der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt an. Der 41-jährige gebürtige Wiener leitete zuletzt die Abteilung für Allgemeine Psychologie und Kognitionsforschung und war Vorsitzender des Uni-Senats. Er folgt Heinrich C. Mayr, der vom Universitätsrat abberufen wurde. Im APA-Interview sprach Vitouch über Hochschulpolitik und seine Pläne für die Uni Klagenfurt.

Als große Herausforderung sieht der neue Klagenfurter Rektor die Verbesserung des Verhältnisses von Lehrenden zu Studierenden in den Massenfächern. Hier soll zum einen ressourcenseitig aufgestockt werden, zum anderen befürwortet Vitouch Zugangsbeschränkungen. "Aber das geht nicht ganz ohne den Gesetzgeber." Die Massenfächer an der Alpen-Adria-Universität sind Psychologie, die BWL-Studien inklusive Wirtschaft und Recht, Pädagogik ebenso wie die Publizistik und Kommunikationswissenschaft. Derzeit ist eine Beschränkung der Zulassungen nur im Fach Psychologie möglich. Ohne "eine gewisse Dosis an Zugangsregelung" sei ein Universitätsbetrieb mit einem dementsprechendem Fächerspektrum nicht möglich. "So gesehen begrüße ich die Entwicklung in Richtung Studienplatzfinanzierung."

Wenig Interesse für technische Studien

Gute Studienbedingungen herrschten demgegenüber etwa im Bereich der technischen Studien, die aber noch relativ wenig von Studierenden nachgefragt werden. Auch für die Slawistik wünscht sich der neue Rektor mehr Zulauf. "Es sind Maßnahmen vorgesehen, um in den nächsten Jahren auf manche Studienangebote verstärkt aufmerksam zu machen, regelrecht Werbung dafür zu machen, dass man in diesen Studien gute Bedingungen vorfindet." Hier sieht Vitouch eine Parallele zu den Lehrberufen, wo eine ähnliche Schieflage bei den Präferenzen - KFZ-Mechaniker, Friseurin, Verkäuferin - vorliege.

Neue Fächer in Planung

Änderungen im Studienangebot sind auch in Planung: Vitouch möchte die angewandten Kulturwissenschaften mit dem Bachelor Medienwissenschaften zusammenführen. Außerdem soll es zwei, drei neue Fächer geben - eines davon wird "Media and Convergence Management" sein. Die Entwicklung von neuen Masterstudien und Universitätslehrgängen für außerordentliche Studierende wird auch ein Thema sein. Zu viel wollte Vitouch allerdings nicht vorgreifen - der Posten der Vizerektorin für Lehre muss erst besetzt werden. Zwei Vizerektoren, Martin Hitz und Friederike Wall, stehen bereits fest.

Politische "Grabenkämpfe"

Vom Hochschulplan erwartet sich Vitouch, dass mit der Studienplatzfinanzierung Ernst gemacht wird. Die Politik stecke seit längerem in einem "Grabenkampf", etwa weil man den "angeblich freien Hochschulzugang" um jeden Preis aufrechterhalten wolle. "Das ist ein schönes, ideelles Gut, aber es löst die real existierenden Probleme der Universitäten nicht." Jetzt müsse man die alten Ideale so anpassen, dass sie in der Gegenwart funktionsfähig bleiben - das gelte auch für die Schule: "Die ÖVP ist im Bereich des Schulwesens auf mindestens einem Auge blind und die SPÖ bei den Universitäten. In beiden Bereichen wären Modernisierungen sehr wünschenswert."

Studiengebühren, wie es sie zuletzt gab, sind für Vitouch wenig sinnvoll. Neben der Finanzierung der Unis durch die öffentlichen Hand könne man das Lukrieren von Spenden fördern. Problematisch ist für den Klagenfurter Rektor in diesem Zusammenhang das Stiftungswesen in Österreich, dem Vitouch eine Orientierung am Gemeinwohl verordnen würde.

Grundsicherung für "prüfungsaktive" Studierende

Kritik übte Vitouch an der Unterstützung von Studierenden durch die Familienbeihilfe. Allein der Name sei bezeichnend: "Dass eine Unterstützungsleistung für Studierende an die Eltern ausgezahlt wird, ist einigermaßen paradox. Das wäre dringend reformbedürftig." Vitouch befürwortet eine Grundsicherung für "prüfungsaktive" Studierende innerhalb einer Regelstudiendauer. "Es kann nicht der Sinn der Sache sein, dass die Mehrzahl der Studierenden nebenbei in sehr großem Umfang berufstätig ist, um den Lebensunterhalt finanzieren zu können."

In der Zusammenarbeit mit den Universitätsgremien ist Vitouch eine "reibungsfreiere" Kommunikation, als es sie unter seinem Vorgänger gab, wichtig. Dieser sei letztlich an Kommunikationsproblemen gescheitert. "Ob die Abberufung Mayrs gerechtfertigt war, ist eine juristische Frage. Das wird der Verwaltungsgerichtshof entscheiden." Trotz allem attestiert der neue Rektor seinem Vorgänger, viel für die Klagenfurter Uni geleistet zu haben. (APA, 28.10.2012)

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