MAZ: Welche Paare kommen zu Ihnen?
Marion Weise: Die Partner sind meistens zwischen 40 und 60 Jahre. Es sind auch gleichgeschlechtliche Paare dabei. In meinen Praxen überwiegen diesbezüglich die weiblichen Kunden. Vermutlich, weil ich selbst eine Frau bin. Manche Paare kommen für ein bis drei Sitzungen, manche auch öfter.
Damit ist die Ehe gerettet?
Weise: Nein. Bei der Beratung geht es vielmehr darum herauszufinden, wie es weiter gehen kann – gemeinsam oder getrennt. Ich will Unterstützung dabei geben, Ängste und Frustration abzubauen und Blockaden zu lösen, damit der Weg frei ist für die nächsten Schritte. Viele Paare können sich im Beisein eines fremden Beraters, der ihre Zweifel sehr ernst nimmt, besser öffnen und miteinander reden, als wenn sie sich allein zu Hause gegenüberstehen und sich mit gegenseitigen Beschimpfungen immer mehr entfremden.
Welche Vorwürfe sollte man sich in einer Partnerschaft ersparen?
Weise: Ich will nicht belehren, urteile nicht. Ich berate, meide dabei harte Worte. Aber Sätze in einer Ehe wie „Du hilfst mir nie bei der Hausarbeit“, oder „Du kannst gar nichts richtig machen“ verletzen und verschärfen jedes Missverständnis und jeden Konflikt. Partner sollten ihren Vorwurf in einen Wunsch formulieren und Frauen zum Beispiel diesen sehr konkret äußern.
Warum kommen die Paare zu Ihnen?
Weise: Oft sagt die Frau: So kann es nicht weiter gehen! Nicht selten schlägt dann ihr Partner eine Paarberatung vor.
Welche Rolle spielt ihrer Meinung nach der Sex in der Partnerschaft?
Weise: Sex ist natürlich wichtig, aber die Wünsche und Sehnsüchte der Paare und der jeweiligen Partner nach Liebe und Sex sind sehr unterschiedlich. Es gibt Paare, für die ist häufiger Sex durch nichts zu ersetzen, andere fahren einmal im Vierteljahr in ein nettes Hotel, um ein Wochenende mit allem Drum und Dran zu verleben. Davon können beide lange zehren. Schwierig ist es nur, wenn dieses Vergnügen den einen erfüllt, den anderen aber nicht.
Ist zu wenig Sex ein Hauptgrund für Krisen in der Ehe?
Weise: Nach meiner Erfahrung stehen an erster Stelle die Missverständnisse. In nur jedem zweiten Fall, den ich betreue, ist Untreue die Ursache für Streit und Unzufriedenheit.
Wer ist häufiger untreu?
Weise: Lassen sie es mich so sagen: Es sind nicht immer die Männer. Die Frauen holen auf.
Welchen Ratschlag haben sie für unglückliche Ost-West-Paare ?
Weise: Es könnte hilfreich sein, wenn die Partner mehr Verständnis füreinander aufbringen – so, als stammten sie aus zwei verschiedenen Ländern, in denen man aber dieselbe Sprache spricht.
Welches der Promi-Paare ist Ihnen am sympathischsten?
Weise: Da fällt mir Nena und ihr zwölf Jahre jüngerer Partner ein. Aber ich glaube, es ist mehr Nena, die mich fasziniert.
Was denken Sie über Paare mit großen Altersunterschieden?
Weise: Nichts anderes als über Paare mit gleichaltrigen Partnern. Manchmal werden Partner im Alter großzügiger, manchmal aber auch nicht.
Sind sie verheiratet?
Weise: Ich lebe seit Jahren in einer festen Beziehung und habe einen 18 Jahre alten Sohn.
MAZ: War Paarberaterin ihr Traumberuf?
Weise: Ursprünglich habe ich in Berlin Geologie studiert, weil im Studiengang Psychologie kein Platz mehr frei war. Doch mein eigentliches Wunschstudium habe ich später nachgeholt und mich 2003 als Heilpraktikerin für Psychotherapie in Berlin und später dann in Potsdam selbständig gemacht.
Sie helfen also nicht nur verzweifelten Eheleuten?
Weise: Nein, ich berate nicht nur Paare, sondern biete auch Coaching und psychologische Beratung an. Die Paarberatung kam sogar später erst hinzu, weil mich Klienten speziell darauf hin angesprochen haben. Die Nachfrage war da – und deshalb habe ich mein Angebot erweitert.
Welche Bevölkerungsgruppe kommt besonders häufig in Ihre psychologische Beratung?
Weise: Gegenwärtig dominieren Männer zwischen 30 und 50 Jahren. Sie suchen Unterstützung beim Umgang mit Unsicherheiten oder fühlen sich ausgebrannt. Frauen klagen mehr über depressive Verstimmungen, andere suchen nach neuen Herausforderungen.