Von Psychologie aktuell Redakteurin Hildegard Mannheim.

Seit ich denken kann, trage ich Hüte und finde es wundervoll. Vor einer Weile habe ich in einem Café mitgehört, wie sich zwei junge Frauen, ganz offensichtlich junge Therapeutinnen, über meinen Hut unterhalten haben. Nun ist vielen Menschen der Anstand inzwischen abhandengekommen, so auch diesen beiden jungen Frauen. So hörte ich wie sie tuschelten. „Wenn ich einen Hut sehe, weiß ich sofort: hysterische Persönlichkeit! Da kann ich mir die weitere Diagnostik sparen", sagte die eine zur anderen.

Ertappt!

„Aha!", dachte ich mir, „jetzt hast Du auf Deine alten Tage endlich eine Diagnose", lächelte kurz hinüber und widmete mich meiner Torte. Das Geplapper der jungen Frauen war aber an einer Stelle schon ärgerlich, denn ein Hut ist etwas Wunderbares. Ehrlich gesagt ist es mir egal, was andere Menschen über mich denken. Das hält jung und gesund. Aber Hüte pauschal zu pathologischen Merkmalen degradieren? So etwas geht gar nicht! Ein Hut ist etwas Kreatives, das stets dazu einlädt, über sich selbst nachzudenken. Ich habe einen ganzen Schrank voll damit. Für jeden Anlass, für jede Stimmung.

Hildegard Mannheim (93) - Autorin und passionierte Hutträgerin

Der Hut als Bühne?

Als ich jung war, war eine Frau ohne Hut im Grunde nackt, und ganz sicherkeine Dame. Aber Damen sind leider mit den Hüten auch aus der Mode gekommen. Ein Hut spart uns nicht nur Zeit mit der Frisur, er ist auch eine kleine Bühne, auf der wir der Welt Vieles mitteilen können: Wie es uns gerade geht, ob wir Nähe oder Distanz suchen; vom Schutz vor Sonne, Wind und Regen ganz zu schweigen. Mit Hut fühlt man sich sicher, er stärkt im sozialen Kontakt. Deswegen werde ich auch weiter mit großer Leidenschaft meine Hüte tragen, ganz selbstverständlich. Und ich kann Ihnen nur empfehlen: Tue es auch! Habe Mut zum Hut! Übrigens steht auch dem Mann ein Hut sehr gut.

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