Britische Forscher konfrontierten Probanden mit Putrescin – Substanz wird offenbar als Signal für Bedrohung interpretiert
Kent – Ein paar Jahrhunderttausende Kultur und einige tausend Jahre Zivilisation haben nichts daran geändert, dass wir Menschen in bestimmten Situationen immer noch so reagieren wie unsere tierischen Vorfahren. Das gilt offenbar auch für unsere Reaktion, wenn wir mit dem "Geruch des Todes" konfrontiert werden, wie die Universität Kent berichtet.
Ein Forscherteam der Universität rund um den Psychologen Arnaud Wiseman konfrontierte Probanden in einer Reihe von Experimenten mit Leichengeruch – oder genauer gesagt mit Putrescin. Dieses Ammoniak-Derivat ist in Fleisch enthalten: in frischem nur in geringem Ausmaß, die Menge steigt jedoch mit dem Fäulnisgrad stark an und ist ein typischer Bestandteil des Verwesungsgeruchs.
Und dieser Geruch wirkt auf uns, wie die Forscher nach ihren Versuchen resümieren. Er wird offenbar als Signal für eine Bedrohung registriert und löst eine Fight-or-Flight-Reaktion aus. Die Forscher stellten bei ihren Probanden eine erhöhte Wachsamkeit fest, als Vorbereitung auf – je nach Situation und individuellem Charakter – Flucht oder Konfrontation. Laut der in den "Frontiers in Psychology" veröffentlichten Studie ist es das erste Mal, dass man eine chemische Substanz gefunden hat, die als unmittelbares Signal für eine Bedrohung wahrgenommen wird und nicht aus dem menschlichen Schweiß stammt. (red, 26. 10. 2015)