Hamburg: Der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat heute in Bonn vier Wissenschaftlerinnen und sieben Wissenschaftlern den Leibniz-Preis 2014 zuerkannt. Sie waren zuvor vom zuständigen Nominierungsausschuss aus 129 Vorschlägen ausgewählt worden.
Die Hamburger Wissenschaftlerin Prof. Dr. Brigitte Röder, Leiterin des Arbeitsbereichs Biologische Psychologie und Neuropsychologie an der Universität Hamburg, wird für ihre Forschungsarbeiten an den Schnittstellen von Kognitionspsychologie, Entwicklungspsychologie und kognitiver Neurowissenschaft geehrt. Sie erhält ein Preisgeld in Höhe von 2,5 Millionen Euro, das bis zu sieben Jahre lang nach ihren eigenen Vorstellungen und ohne bürokratischen Aufwand für ihre Forschungsarbeit verwendet werden kann. Die Preisverleihung findet am 12. April 2014 in Berlin statt.
Wissenschaftssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt: „Mit dem international renommierten Leibniz-Preis werden ausschließlich herausragende wissenschaftliche Leistungen gewürdigt. Ich gratuliere Frau Prof. Dr. Röder sehr herzlich zu dieser Auszeichnung für ihr wissenschaftliches Werk auf dem Gebiet der Biologischen Psychologie und Neuropsychologie. In der Begründung der Deutschen Forschungsgemeinschaft werden das hohe Maß an Kreativität und der interdisziplinäre Ansatz in den Forschungsarbeiten von Frau Prof. Dr. Röder besonders hervorgehoben. Die Auszeichnung ist auch Beleg für die Forschungsstärke der Universität Hamburg und die hervorragende Expertise der Hamburger Wissenschaft.“
Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis
Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ist mit bis zu 2,5 Millionen Euro Preisgeld pro Preisträger der höchstdotierte Forschungsförderpreis in Deutschland. Ziel des Leibniz-Programms, das 1985 eingerichtet wurde, ist es, die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, sie von administrativem Arbeitsaufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu erleichtern. Ausgezeichnet werden können qualitativ herausragende Forscherinnen und Forscher, die gemessen an dem Stadium ihres wissenschaftlichen Werdegangs frühzeitig exzellente grundlegende Leistungen in ihren Forschungsgebieten im internationalen und nationalen Rahmen erbracht haben und von denen in Zukunft erwartet werden kann, dass sie durch weitere wissenschaftliche Spitzenleistungen die Forschungslandschaft in Deutschland nachhaltig prägen werden. Von den elf Preisträgerinnen und Preisträgern des Leibniz-Preises 2014 kommen vier aus den Ingenieurwissenschaften, je drei aus den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie den Lebenswissenschaften und einer aus den Naturwissenschaften. Neun der Ausgezeichneten erhalten je ein Preisgeld von 2,5 Millionen Euro, zwei Wissenschaftler teilen sich einen Preis zur Hälfte mit je 1,25 Millionen Euro. Diese Gelder können die Preisträgerinnen und Preisträger bis zu sieben Jahre lang nach ihren eigenen Vorstellungen und ohne bürokratischen Aufwand für ihre Forschungsarbeit verwenden. Am 12. April 2014 findet die Preisverleihung in Berlin statt.
Begründung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
„Mit Brigitte Röder erhält eine Forscherin den Leibniz-Preis, deren wissenschaftliches Werk sowohl für die Psychologie als auch für die modernen Lebenswissenschaften von höchster Bedeutung ist. Röders Forschungsarbeiten bewegen sich an den Schnittstellen von Kognitionspsychologie, Entwicklungspsychologie und kognitiver Neurowissenschaft.
Vor allem mit ihren Untersuchungen zu den grundlegenden Mechanismen neuronaler Plastizität gehört Brigitte Röder zur Weltspitze. Leitfragen sind dabei etwa: Wie und in welchem Maß ist unser Gehirn fähig zur Anpassung an altersbedingte Veränderungen oder sensorische Deprivation bei Blindheit oder Gehörlosigkeit? Ist die Anpassungsfähigkeit des Gehirns trainierbar? Wie werden funktional spezialisierte Systeme des Gehirns entwickelt und aufrechterhalten? Röder betrachtet dabei gezielt die zeitliche Dynamik der Entwicklung. So untersucht sie etwa, wie sich Wahrnehmung und Verhalten bei erblindeten oder gehörlos gewordenen Personen verändern, vergleicht dies mit von Geburt an blinden oder gehörlosen Personen und setzt beides in Beziehung zur kortikalen Entwicklung.
Diese und andere Arbeiten, die sich durch hohe Kreativität und vielfältige Verbindungen von psychologischen und psychophysiologischen Experimenten, Blickbewegungsmessungen und Bildgebungsverfahren auszeichnen, sind über die Grundlagenforschung hinaus auch für die Entwicklung von Bildungs- und Rehabilitationsprogrammen von hoher Bedeutung.
1967 geboren, studierte Brigitte Röder Psychologie in Marburg, wo sie bei Frank Rösler im Bereich der Kognitiven Neurowissenschaften auch promovierte und sich 2002 habilitierte. Ihre wissenschaftliche Heimat verließ sie mehrfach und forschte als Doktorandin und Postdoc in Illinois beziehungsweise Oregon. 1999 gehörte Brigitte Röder zu den ersten Geförderten im Emmy Noether-Programm der DFG. Von Marburg aus folgte sie einem Ruf an die Universität Hamburg, wo sie seitdem ungeachtet mehrerer Rufe forscht und lehrt. Für ihre Arbeiten wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, 2010 erhielt sie einen Advanced Grant des ERC.“ (Pressemeldung vom 05.12.2013)