Der neue Konstanz-„Tatort“ auf der Anklagebank: Wer sind die Verdächtigen? Was wird ihnen zur Last gelegt? Machen die Ermittler einen guten Job? Am Ende steht das unbarmherzige Urteil: Ein- oder wegschalten?
Angeklagter: „Tatort– Die schöne Mona ist tot“ (Konstanz), Sonntag, 3. Februar 2013, 20.15 Uhr im Ersten
Vorsitzender Richter: FOCUS-Online-Autorin Sandra Zistl
I. Sachverhalt – Der Fall
Die „schöne Mona“ (Silke Bodenbender) feiert gerne, besonders gerne am Sonntagabend im Vereinsheim des Dorfes. Da geht es zu wie beim Karneval in Köln: viel laute Musik, reichlich Alkohol, und ausgelassene Stimmung inklusive Tanz auf den Tischen und Polonaise. Nach einem dieser Abende, die Monas intellektueller Mann Christian Seitz (Sylvester Groth) duldet, aber nicht gutheißt, kehrt Mona nicht mehr heim. Nach einem Streit im Vereinsheim mit ihrer ehemaligen Flamme und aktuellen Affäre Fritz Schönborn – Ronald Zehrfeld spielt den „schönen Fritz“ – fährt sie mit ihrem Kleinwagen eine Landstraße oberhalb des Bodensees entlang. Ein Jeep folgt ihr, rammt sie so oft von hinten, bis sie von der Straße abkommt und mit dem Auto eine Steilküste hinabfällt. Als die Mordkommission am nächsten Morgen eintrifft, findet sie ein auf dem Dach liegendes, zerquetschtes Auto, viel Blut, einen Stöckelschuh, aber keine Leiche.
II. Beweisaufnahme – Die Ermittler
Sowohl für Klara Blum (Eva Mattes) als auch für Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) ist von vornherein klar, wer der Mörder ist. Blum versteift sich auf den Lover Fritz, Perlmann auf den gehörnten Ehemann. Beide haben ihr eigenes Motiv, und zusätzlich ein gemeinsames, bei dem es um sehr viel Geld geht. Blum und Perlmann ermitteln also auch gegeneinander, was fachlich fraglich ist, aber zumindest der Wahrheitsfindung dient. Obwohl Perlmann nicht mehr der Schnösel ist, als der er eingeführt wurde, macht er sich nach wie vor nicht gerne die Hände schmutzig. Blum ist zwar bodenständiger, aber Körpereinsatz bedeutet bei ihr vor allem Präsenz. Sie ist wortwörtlich in der Lage, auch massigen Männern die Stirn zu bieten. Rennen, schießen, brüllen – das Repertoire vieler „Tatort“-Ermittler ist dem Konstanzer Team vollkommen fremd. Sie lösen ihre Fälle meist mit verbalen Waffen. Soweit, so löblich. Dummerweise kommen sie in der aktuellen Episode prompt zu spät, als es einmal darum geht, blitzschnell zu reagieren.
III. Zeugen – Die Nebenrollen
Zwei Nebenrollen, die der beiden Hauptverdächtigen, sind in „Die schöne Mona ist tot“ mit herausragenden Schauspielern besetzt. Ronald Zehrfeld, der Aufsteiger des vergangenen Jahres („Barbara“, „Wir wollten aufs Meer“), und der langjährige Qualitätsgarant Sylvester Groth („Der Untergang“, Inglorious Basterds“, „Wir wollten aufs Meer“) spielen sehr überzeugend den provinziellen Dorf- und Weiberhelden und den intellektuell erhabenen, still leidenden Zugezogenen, der sich nur seiner Frau zuliebe in die Niederungen der Provinz begeben hat.
IV. Plädoyer – Das Fazit
Perlmann hat sich in „Die schöne Mona ist tot“ in einen Satz verliebt, den er selbst gleich zu Beginn der Episode prägt: „Keine Leiche, kein Mord, kein Mord, kein Mörder.“ Leider muss man dem hinzufügen: „Kein Mörder, keine Spannung.“ Zumindest nicht, wenn man ein bisschen Action erwartet. Groth und Zehrfeld sind großartige Schauspieler, sie bringen Nuancen ins Spiel, die viele „Tatort“-Darsteller nicht drauf haben. Allerdings dürfte dieser Konstanz-„Tatort“ vielen Zuschauern zu psychologisch und zu wenig atemraubend sein.