Wirtschaft ist mindestens zur Hälfte Psychologie. Mindestens. Gibt es hier einen Knacks und kommen auch noch harte Negativ-Fakten hinzu, sind die Bremsspuren schnell ersichtlich. Selbstredend auch in Südhessen. Und verstärken sich nach dem Muster, dass Unsicherheit die Daten weiter verschlechtert und diese dann noch mehr auf dem Klima lasten. Zumal wenn sich der Eindruck verfestigt, dass in Berlin eine Klientelpolitik gegen die Wirtschaft intensiver denn je organisiert wird und Unternehmer damit zu Unterlassern werden. Das ist insofern gefährlich, als heute nicht in Angriff genommene Märkte oder Innovationen als Versäumnisse später einmal durchschlagen – auch auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Dort hat die angespannte Lage vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der weiterhin hohen Nachfrage nach akademischen und nichtakademischen Fachkräften zwar bislang verhindert, dass Personalchefs nichts mehr tun. Im Gegenteil. Es wird weiter eingestellt, wenngleich um einiges vorsichtiger. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region wird mit durchschnittlich rund 340 000 in diesem Jahr deshalb einen sehr guten Wert erreichen. Das mag am besonderen Branchenmix liegen und den vor Ort behandelten Zukunftsthemen. Und auch daran, wie die IHK Darmstadt meldet, dass in Südhessen die Exportstrukturen etwas anders gelagert sind als im Land oder der Bundesrepublik: Die Abhängigkeit von der EU und damit kriselnden Märkten wird überkompensiert durch gute Geschäfte in den USA, in China (trotz dortiger Wachstumsabschwächung), in der Schweiz und anderen. Schwarzmalerei plus Krisenstimmung sind auch deshalb fehl am Platze. Als Stimmungsaufheller taugt zudem die Euro-Abwertung, die dem Außenhandel hilft, der immer mal Kosten- und damit Wettbewerbsnachteile beklagt. Und auch der Einbruch des Ölpreises wirkt wie ein riesiges Konjunkturprogramm – in der Wirtschaft und bei den Privaten. Denn da bleibt mehr für Konsum übrig, der zwei Drittel des BIP ausmacht – gerade mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft ein Segen. Insgesamt haben die Sorgen in Südhessen zugenommen. Nicht mehr und nicht weniger. Als Betriebsanleitung zum Nichtstun auf politischer Ebene oder in den Chefetagen ist das keineswegs zu verstehen. Vielmehr zum verstärkten Agieren mit Augenmaß dort, wo es klemmt und wirklich relevant ist. Dann freut sich auch die Psyche.