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Redaktorin News
Kann sich Ebola explosionsartig ausbreiten?
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Nach offiziellen Angaben haben sich in Westafrika bereits über 2000 Menschen mit dem tödlichen Ebola-Virus infiziert, mehr als 1000 sind inzwischen gestorben. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor wenigen Tagen mitteilen liess, soll die Epidemie viel schlimmer sein als zuerst angenommen. Das wahre Ausmass der Krankheit liege deutlich über den bekannten Zahlen, heisst es.
In Liberia kam es nun zu einem Zwischenfall, der die Verbreitung von Ebola gefährlich beschleunigen könnte. Eine aufgebrachte Menge stürmte eine Klinik in der Hauptstadt Monrovia und verhalf bis zu 30 Quarantänepatienten zur Flucht. Laut Medienberichten befanden sich unter den Geflüchteten bestätigte und Verdachtsfälle. Auch wurden kontaminierte Gegenstände wie Matratzen und Bettlaken aus der Klinik entwendet. Jetzt wird befürchtet, dass die geflohenen Patienten weitere Menschen mit dem Virus anstecken und sich die Krankheit in Liberia wie ein Lauffeuer verbreitet. Die betroffene Klinik liegt im Stadtviertel West Point, einem Armenviertel der Hauptstadt mit schätzungsweise etwa 75'000 Einwohnern. Behörden kündigten an, das gesamte Gebiet unter Quarantäne zu stellen.
Inzwischen sollen Ebola-Kranke aus dem Spital zur weiteren Versorgung von Bewohnern des Viertels mit nach Hause genommen worden sein – ein Umstand, der die Ansteckungsgefahr nur noch erhöht. «Während ich spreche, ist die Polizeistation menschenleer. In West Point gibt es im Moment keine Sicherheit», sagte ein Einwohner gegenüber der Zeitung «Front Page Africa».
«Weitere Menschen werden sich anstecken»
Droht sich das Virus also nun in Liberias Hauptstadt mit über einer Million Einwohnern auszubreiten? Dieses Szenario hält Hansjakob Furrer, Infektiologe am Inselspital in Bern, für unwahrscheinlich. «Zwar werden sich weitere Menschen mit Ebola anstecken», erklärt er. Doch die Gefahr einer explosionsartigen Verbreitung der Krankheit bestehe nicht. Ebola werde schliesslich nur durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten von Erkrankten übertragen. «Eine langsame Zunahme der Fälle ist aber dennoch möglich», warnt der Mediziner.
Die Epidemie wird in Westafrika jedenfalls so schnell nicht unter Kontrolle gebracht werden. In Liberia sind inzwischen bereits mehr als 400 Menschen an Ebola gestorben, es ist eines der am schlimmsten betroffenen Länder in Westafrika. Neben der Armut, den schlechten Hygienebedingungen und der mangelnden medizinischen Versorgung erschwert ein weiterer Umstand die Bekämpfung des Virus: Viele Einwohner begreifen den tödlichen Charakter der Seuche nicht. Und nach Jahrzehnten der Korruption und der Misswirtschaft schenken die Menschen ihrer Regierung kaum noch Glauben. Auch das Gerücht, die Epidemie werde absichtlich verbreitet, hält sich hartnäckig.
Das Haupthindernis sei die mangelnde Funktionsfähigkeit des liberianischen politischen und gesundheitlichen Systems, sagt auch Furrer. Doch ohne den Rückhalt in der Bevölkerung sei es für die Behörden, Hilfswerke und Spitäler extrem schwierig, entsprechende Massnahmen umzusetzen. «Um die Ausbreitung von Ebola unter Kontrolle zu bringen, bedarf es mehr Aufklärung seitens der Behörden, welche die Bevölkerung erreicht und welche sie glauben», sagt der Mediziner. Es müsse Vertrauen aufgebaut werden, denn nur das Vertrauen in die Massnahmen ermögliche deren Umsetzung.
Unwahrscheinliches Szenario
An den südlichen Grenzen Europas führt unterdessen ein anderer Umstand zu Unsicherheiten. In Italien befürchtet man, dass mit den täglich ankommenden Flüchtlingen aus Afrika auch die Ebola-Epidemie ins Land gebracht werden könnte. Damit würde die Gefahr einer Verbreitung in Europa erhöht.
Dass jemand das Ebola-Virus unbemerkt nach Europa bringt, hält der Experte für wenig wahrscheinlich. Auf ihrer teilweise monatelangen Reise nach Europa würde es auffallen, wenn jemand mit Ebola an Bord der Flüchtlingsboote wäre. «Die Inkubationszeit bei Ebola liegt bei maximal 21 Tagen, und Kranke sind nur dann ansteckend, wenn sich die Symptome zeigen», sagt Furrer. Eine Erkrankung würde deshalb auffallen, bevor ein Flüchtling europäischen Boden erreicht.
In Italien hat man aus diesem Grund schon Massnahmen ergriffen. Noch an Bord der Flüchtlingsboote werden medizinische Tests durchgeführt, bereits wurden 33'000 Menschen kontrolliert. Gemäss Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin seien die sogenannten Screenings auf See dazu da, mögliche eingeschleppte Krankheiten frühzeitig zu identifizieren.
«Die Einsetzung ist vertretbar»
Noch gibt es gegen Ebola keine zuverlässige Heilungsmethode. Vergangene Woche hat die WHO den Einsatz von nicht zugelassenen und bisher am Menschen unerprobten Medikamenten wie dem Impfstoff ZMapp für ethisch vertretbar erklärt. «Die Einsetzung von ZMapp ist eine Option und mit Einverständnis des jeweiligen Patienten auch vertretbar», glaubt auch Infektiologe Furrer. Je früher ein Patient intensivmedizinisch kompetent behandelt werde, desto grösser seien die Heilungschancen.
Die Gefahr einer schlagartigen Verbreitung in der Schweiz sieht der Experte, wie auch die meisten seiner Kollegen, nicht gegeben. Gefährlicher ist laut Furrer jedoch ein ganz anderes Problem: Es bestehe die Gefahr, dass ein Patient mit einer Krankheit wie Malaria eingeliefert werde und dann wegen Ebola-Verdacht nicht die richtige Behandlung erhalte. «Dies darf nicht passieren», so der Mediziner.
Derweil ist in Abu Dhabi eine laut der zuständigen Gesundheitsbehörde möglicherweise an Ebola erkrankte Frau verstorben. Nach offiziellen Angaben sei sie an Bord eines Flugzeugs von Nigeria nach Indien als Transitreisende in dem Emirat gelandet. Die an Krebs erkrankte Frau habe sich in einem schlechten Gesundheitszustand befunden, man habe Ebola-Symptome bei ihr festgestellt. Auch im bevölkerungsreichsten afrikanischen Land breitet sich die Krankheit aus. Bislang haben sich 12 Menschen infiziert, 3 sind verstorben.
Angereichert mit Agenturmaterial (Bernerzeitung.ch/Newsnet)
Erstellt: 18.08.2014, 14:54 Uhr
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