Psychologen der Universität Münster untersuchen die Selbstoffenbarung Jugendlicher bei Facebook und stellten fest: Oft haben diese die Privatsphäreeinstellungen nicht ausreichend im Griff.
Soziale Netzwerke wie Facebook sind bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr beliebt. Doch bei allen Vorteilen, die sie bieten, gibt es auch Risiken: Denn häufig offenbaren die Nutzer (zu) viel Persönliches. Psychologen der Universität Münster gingen in einer aktuellen Studie nun der Frage nach: Ist Jugendlichen immer bewusst, welche Informationen sie bei Facebook öffentlich gemacht haben und wer Zugriff darauf hat?
Standardisierte Interviews bei Schülern
Um dies zu ergründen, befragten die Forscher in standardisierten Interviews insgesamt 45 Schüler im Alter von 14 bis 19 Jahren zu ihrer Facebook-Nutzung. 16 verschiedene Profilkategorien – wie beispielsweise Musikgeschmack, Buchvorlieben oder aber auch politische Orientierung und persönliche Kontaktdaten – wurden angesprochen und die Jugendlichen beschrieben, ob sie entsprechende Informationen über sich selbst preisgegeben hatten und für wen diese Inhalte sichtbar sein sollten. Für jede Antwort stuften die Schüler zusätzlich ein, wie sicher sie sich waren, dass ihre Angabe korrekt war.
Privatsphäre nicht im Griff
Es zeigte sich, dass sich die Schüler vergleichsweise gut erinnerten, welche Informationen sie über sich selbst bekannt gegeben hatten, welche Inhalte also ihr Nutzerprofil enthielt. Bei der Einschätzung, für wen welche Teile des eigenen Profil sichtbar sein müssten, lagen die Jugendlichen jedoch häufig falsch. Und dass, obwohl sich viele der Befragten sicher waren, einen genauen Überblick darüber zu haben, wer auf ihre Daten zugreifen könne und wer nicht.
Mit ihrer Untersuchung schließen die Psychologen eine Forschungslücke: Denn bislang fehlten wissenschaftliche Studien zur Faktenkenntnis und zur Reflexion über den eigenen Kenntnisstand bei Jugendlichen. Aus den Ergebnissen werde nun deutlich, dass Schüler im Umgang mit den komplizierten Einstellungsmöglichkeiten zur Privatsphäre bei Facebook nicht so kompetent seien, wie sie sich selbst einschätzten. Somit fehle es an wichtigen Grundlagenkenntnissen – und damit an einer Voraussetzung für einen verantwortungsvollen Umgang mit den eigenen Daten.
Literatur
Moll, R., Pieschl, S. Bromme, R. (2014): Competent or clueless? Users' knowledge and misperceptions about their online privacy management. Computers in Human Behavior, 41, 212-219.
23. Januar 2015
Quelle: Universität Münster
Foto © Africa Studio – Fotolia.com
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