„Wenn wir große Veränderungen in unserem Leben vornehmen, sabotieren wir uns oft, indem wir gleichzeitig auch noch andere Veränderungen vornehmen wollen“, heißt es in dem Buch die „Macht der Disziplin“ (R. Baumeister, J. Tierney / Campus). Sie wollen endlich ausmisten, gleichzeitig abnehmen und müssen auch noch die Steuerunterlagen nachreichen? „Da unsere Willenskraft begrenzt ist, konkurrieren die verschiedenen Vorsätze miteinander. Immer wenn sie den einen umsetzen, haben sie keine Kraft mehr für den anderen“, so die Autoren.
Selbst wer „nur“ eine Gewohnheit ändern möchte, sollte sich überlegen wie stark sein Wille ist, wie leicht es sein wird, in die Gänge zu kommen. „Vielleicht braucht es Unterstützung von Freunden, Mitstreitern und Beratern“, sagt Psychologe Alfred Lackner. „Wozu es sich schwerer machen als notwendig?“ Denn freiwillig etwas zu ändern, sei gar nicht so einfach. „Den größten Erfolg, Gewohnheiten aus eigener Kraft zu ändern, hat, wer leidet. Dann ist die Motivation besonders hoch.“ Das erklärt auch, warum Schicksalsschläge wie Krankheit oder Scheidung dem Leben oft eine unglaubliche Wende geben können.
„Disziplin, also die Fähigkeit einen Plan zu verfolgen, hat auch mit dem Reifegrad einer Persönlichkeit zu tun“, sagt Lackner. „Das Gegenteil von Disziplin ist, zu machen, was einem gerade einfällt.“ Dabei sei es gesund, sich auf beiden Ebenen zu bewegen. Also die Fähigkeit, in eine Tätigkeit zu investieren, bei der die Ernte später erfolgt. Sich aber auch Raum dafür zu nehmen, einfach drauflos zu leben und zu tun, was einem gerade in den Sinn kommt.
Wer eine schlechte Gewohnheit aus seinem Leben verbannen möchte, hat es leichter, wenn er sich dem nicht ständig aussetzt. Zumindest die ersten Wochen. „Wer keine Chips essen will, sollte sich keine kaufen“, sagt Lackner. Wer weniger fernsehen will, kann das TV-Gerät zwei Monate lang in den Keller sperren. Eine neue Gewohnheit wird sich entwickeln. Im besten Fall das, was man stattdessen machen wollte: mehr Sport, mehr Musik, malen oder schlafen. Die Redewendung „Aus den Augen aus dem Sinn“ beschreibt ganz gut, wie das funktioniert.