Eine Beziehung kann wie ein Haushalt sein: Manche mögen alles ordentlich, gut organisiert und strukturiert, andere fühlen sich im Chaos wohl. Beides funktioniert. In beiden Fällen sammelt sich nach einer Weile aber einiges an. „Und wie bei der Wohnung, ist es manchen Menschen ein Bedürfnis, ab und an für Ordnung zu sorgen“, sagt Felicitas Heyne, Paartherapeutin und Buchautorin.
Zwingend sei die Beziehungsinventur zwar nicht, sagt der Hamburger Paartherapeut Jörg Wesner: „Aber jede Liebe kann sie gebrauchen, weil sie eine gute Gelegenheit ist, sich der schönen und positiven Seiten der Beziehung zu besinnen.“
Einer redet, der andere hört zu
Laut Wesner kann so ein Frühjahrsputz in vier Schritten ablaufen. „Das Erste ist ja immer das Aufräumen, also zu klären, welche Begebenheiten, vielleicht auch Auseinandersetzungen und Kränkungen des vergangenen Jahres sind noch übriggeblieben“, sagt er. Dabei sei es wichtig, dass zunächst einer redet und der andere zuhört.
Merken die Partner, dass zwischen ihnen noch etwas ungeklärt ist, sollten sie nicht darüber hinweggehen. „Manchmal ist vielleicht doch noch eine Entscheidung fällig, die der andere dann aussprechen kann“, sagt Felicitas Heyne. Wenn die Sache jedoch einmal angesprochen und aus dem Weg geräumt sei, sollten es beide dabei belassen und sie nicht immer wieder ausgraben.
Erwartungen und Hoffnungen entrümpeln
Wenn das nicht klappt, hat das in der Regel vor allem mit einem selbst zu tun. „Auch das ist wie beim Kleiderschrank aufräumen“, sagt Heyne. Es gebe immer Sachen, die man aufhebt, obwohl man sie längst nicht mehr trägt. Dann müsse man sich überlegen, warum man den Groll, die Enttäuschung nicht aufgeben will. „Möglicherweise brauche ich eine Waffe, also etwas, was ich dem anderen immer vorwerfen kann.“
Für Dariush Barsfeld, Paarberater und Autor in Darmstadt, fängt der Frühjahrsputz der Liebe immer bei der Person selbst an: „Man kann ab und zu auch mal die eigenen Erwartungen und Hoffnungen entrümpeln, die in der Regel in Partnerschaften viel zu hoch gesteckt sind.“ Über ihre Erwartungen und Hoffnungen sollten Partner allerdings auch miteinander sprechen. „Wichtig ist, dass man neugierig aufeinander bleibt“, sagt Barsfeld.
Sagen, was man am anderen mag
Für Paartherapeut Wesner kommt an zweiter Stelle, dass das Paar seine Entscheidung für die Beziehung noch einmal bekräftigt. „Da kann man dem Partner einmal in aller Ausführlichkeit sagen, was man am anderen mag“, sagt er.
Als dritten Punkt könne sich das Paar überlegen, wie sie den freigewordenen Raum nach dem Aufräumen füllen wollen: „Da kann man sich dann fragen, was man denn gemeinsam machen will“, sagt Wesner.
Will ich mehr oder weniger für die Beziehung tun?
Rituale halten alle Paartherapeuten für unverzichtbar. Wichtig sei, dass sich die Paare Zeit nähmen, in der sie sich nicht über Alltäglichkeiten austauschen. „Das müssen keine aufgemotzten Termine beim Edel-Italiener oder im Wellness-Ressort sein, sondern kann auch der Rotweinabend auf dem Sofa sein. Aber ohne Fernseher, Telefon und Kinder“, sagt Heyne.
Auch Wesner hält solche Gespräche für unverzichtbar. Nebenbei funktioniere das nicht. Erst dann sei Raum für den letzten Schritt des Frühjahrsputzes, nämlich die Frage: „Was will ich künftig mehr oder weniger für die Beziehung oder für mich tun?“ Dazu könne beispielsweise gehören, weniger zu sticheln oder häufiger etwas alleine zu unternehmen. (dpa)
1. Geringe Einsatzbereitschaft
Spricht einer der beiden Partner oft von Trennung oder trifft er Entscheidungen für die Zukunft (zum Beispiel einen Jobwechsel) ohne den anderen, ist seine Einsatzbereitschaft gering. Einsatzbereit ist der Partner dagegen, wenn er sich an Abmachungen hält, zum Beispiel anruft, wenn es bei der Arbeit später wird. (Bild: dpa)