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22. Dezember 2014 10:00 Uhr
Psychologie
Weihnachten soll besinnlich, harmonisch, friedlich sein. Oft ist es das genaue Gegenteil davon. Warum wir uns an Weihnachten gerne zoffen und wie man das vermeiden kann: Ein Interview.
BZ-Redakteurin Charlotte Janz hat mit Michael Wirsching gesprochen, dem Leiter der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.
BZ:
Herr Wirsching, Weihnachten ist das Fest der Hiebe. Warum eigentlich?
Wirsching: Familien verbringen im Alltag erstaunlich wenig Zeit miteinander. Das betrifft Eltern und Kinder, Geschwister untereinander und auch Paarbeziehungen. Neben einem vollen Berufsleben und den eigenen Hobbys bleibt kaum Zeit für die Pflege der Beziehungen. Das heißt, an Weihnachten treffen Menschen sehr intensiv aufeinander, die sich sonst nur peripher sehen.
BZ: Wieso birgt das Konfliktpotential?
Wirsching: Weil man sich nicht einfach nur zu einem Familienfest trifft, sondern zu einem Fest der Liebe. Die Erwartungen sind unrealistisch hoch. Werden sie enttäuscht, und das müssen sie bei der Fallhöhe fast, gerät die Stimmung ins Wanken.
BZ: Wie lässt sich das vermeiden?
Wirsching: Indem man die Erwartungen niedrig hält. Man sollte Weihnachten als Gelegenheit zur Entschleunigung verstehen, als gesellschaftlich anerkanntes Alibi, die Arbeit ein paar Tage lang ruhen zu lassen. Die Feiertage mit Terminen und Freizeitstress zu überladen, ist dagegen keine gute Idee. Dann liegen die Nerven blank. Und es bedarf nur eines kleinen Funkens, um einen Konflikt zu entflammen.
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BZ: Im Volksmund heißt es: Fisch und Gäste fangen nach drei Tagen an zu stinken: Hilft eine Abzugsperspektive?
Wirsching: Es hilft, wenn man Zeiten zulässt, zu denen jeder mal alleine etwas machen kann. Es ist auch an Weihnachten in Ordnung, nicht den ganzen Tag als Familie aufeinanderzuhocken.
BZ: Die Schenkerei ist auch oft ein Grund für Streitigkeiten.
Wirsching: Wir dürfen an Geschenke nicht die Erwartungen eines Kindes stellen. Als Erwachsene in einer Überflussgesellschaft, in der wir uns die meisten Wünsche selbst erfüllen können, müssen wir Geschenke sportlich nehmen. Sie sind liebevolle Gesten.
BZ: Familien-Spielregeln diktieren, dass man Weihnachten mit teils ungeliebten Verwandten feiert. Was tun?
Wirsching: Manchmal ist das für beide Beteiligten, den Einladenden und den Eingeladenen, quälend. Der erste Schritt sollte also sein: Im Vorfeld klären, ob man sich an Weihnachten überhaupt wirklich sehen will. Und wenn dem so ist, gibt es nur eine untherapeutische Regel: Fünfe gerade sein lassen. Und Konfliktthemen umschiffen.
BZ: Aber Weihnachten ist voller Konfliktthemen: Der Baumschmuck, die Zubereitung der Gans oder ein Besuch in der Kirche...
Wirsching: Für die Feiertage sind Lässigkeit und Humor wichtige Qualitäten. Für einen Streit braucht man immer mehrere Beteiligte. Ich kann die Gans an 364 Tagen im Jahr so zubereiten, wie ich es will. An Weihnachten kann ich doch Kompromissbereitschaft zeigen. Natürlich gibt es an den Feiertagen viele Einladungen zum Konflikttanz. Aber es liegt an jedem selbst, sie anzunehmen oder abzulehnen. Erwartungsdruck und Enttäuschung machen uns an den Feiertagen dünnhäutig. Dazu kommen natürlich die trivialen Gründe: Alkohol und übermäßiges Essen.
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Autor: cjz
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