09.02.2012 - (idw) Johannes Gutenberg-Universitt Mainz

Internetbasiertes Selbsthilfetraining bei Tinnitus ist so erfolgreich wie Gruppentherapie Ergebnisse einer deutsch-schwedischen Studie
Menschen mit qulendem Tinnitus knnen von einer Internet-Therapie genauso profitieren wie Patienten, die an einer Gruppentherapie teilnehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine deutsch-schwedische Studie, bei der Patienten mit einer mittel- bis schwergradigen Tinnitusbelastung fr einen Zeitraum von zehn Wochen verschiedene Behandlungsformen erprobt haben. Sowohl die Internet-Therapie als auch die Gruppentherapie erwiesen sich gegenber einer Kontrollgruppe, die lediglich an einem Online-Diskussionsforum teilgenommen hatte, als deutlich berlegen und als wirksame Methoden, um belastende Ohrgerusche zu bewltigen. Die Studie wurde von der Abteilung fr Klinische Psychologie und Psychotherapie der Johannes Gutenberg-Universitt Mainz (JGU) und dem Department of Behavioural Sciences and Learning der Linkping University in Schweden durchgefhrt.

Zwei Prozent der Bevlkerung fhlen sich nach Informationen der Deutschen Tinnitus-Liga durch einen Tinnitus mittelschwer oder bis zur Unertrglichkeit belastet. Eine solche Tinnitusbelastung kann durch eine kognitive Verhaltenstherapie erfolgreich gesenkt werden. Allerdings hat nicht jeder die Mglichkeit oder den Wunsch, eine Psychotherapie zu beginnen. Wie die deutsch-schwedische Studie nun gezeigt hat, knnen die Betroffenen mit gleichem Erfolg ein internetbasiertes Behandlungsprogramm durchfhren, bei dem sie sich selbststndig und aktiv neue Bewltigungsstrategien aneignen mssen. Zum Zwecke der Studie wurde das in Schweden entwickelte Trainingsprogramm fr den deutschen Sprachraum angepasst und seine Wirksamkeit untersucht.

Demnach ging die Belastung, gemessen mit dem Tinnitus Handicap Inventory, bei den Studienteilnehmern, die das Internet-Training absolviert haben, im Durchschnitt von einer mittelstarken Ausprgung (40 Punkte) auf eine milde Ausprgung (29 Punkte) zurck. Auch die kognitiv-verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Gruppentherapie konnte mit einem Rckgang der Belastungswerte von 44 auf 29 Punkte sehr gute Ergebnisse aufweisen. Bei der Kontrollgruppe mit dem Online-Diskussionsforum nderte sich kaum etwas: Die Belastung betrug bei Beginn der Studie 40 Punkte, danach noch immer 37 Punkte.

Die Tinnitusbelastung konnte mit unserer Internet-Therapie sehr wirksam gesenkt werden beziehungsweise die Akzeptanz des Ohrgerusches wurde erhht, fasst Dr. Maria Kleinstuber von der Abteilung fr Klinische Psychologie und Psychotherapie der JGU zusammen. Sie weist gleichzeitig auf ein weiteres interessantes Ergebnis bei der Prferenz der Behandlungsmethode hin: Zuerst war ein erheblicher Teil der Patienten gegenber der Internet-Therapie skeptisch eingestellt und zog eine Teilnahme an der Gruppentherapie vor. Die Teilnehmer wurden fr die Studie allerdings nach dem Zufallsprinzip auf die Gruppen verteilt. Nach der Behandlung zeigten sich erstaunlicherweise keine Unterschiede in der Wirksamkeit. Das heit, die internetbasierte Behandlung fhrt trotz der anfnglichen Skepsis zu einem ebenso guten Ergebnis wie die Gruppentherapie, sagt Kleinstuber. Die ersten Nacherhebungen deuten an, dass der Behandlungserfolg beider Verfahren auch sechs Monate spter noch angehalten hat.

Die Autoren der Studie schlagen vor, die internetbasierten Behandlungen knftig verstrkt in die psychotherapeutische Versorgung von Tinnitus-Patienten einzubeziehen. Auerdem soll die sich die weitere Forschung mit der skeptischen Einstellung der Patienten gegenber Internet-Therapien beschftigen zumal angesichts der langen Wartezeiten und des Mangels an ambulanten Therapieangeboten.

Weitere Informationen:
Dr. Maria Kleinstuber
Psychologisches Institut
Abteilung fr Klinische Psychologie Psychotherapie
Johannes Gutenberg-Universitt Mainz (JGU)
Wallstr. 3
D 55122 Mainz
Tel. +49 6131 39-39100
Fax +49 6131 39-39102
E-Mail: kleinsta@uni-mainz.de
http://www.klinische-psychologie-mainz.de/
http://www.psychotherapie-mainz.de/

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