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- Ob die Reihenfolge der Geburt Persönlichkeit und Intelligenz beeinflusst, wird in der Psychologie seit langem diskutiert.
- Forscher der Universitäten Leipzig und Mainz haben das nun mit Daten von mehr als 20 000 Personen untersucht.
Etwas ganz Besonderes ist es, das erste Kind. Eltern umsorgen es, bieten ihm alles, was es braucht. Lachen, lesen und lernen mit ihm. Dann kommen Nummer zwei, eventuell drei. Die Aufmerksamkeit muss geteilt werden. Da Eltern ihre Kinder, je nach Rang in der Geschwisterhierarchie, unterschiedlich behandeln, müssten diese sich in Persönlichkeit und Intelligenz unterscheiden - so zumindest eine lang vertretene Annahme der Psychologie.
Erstgeborene seien deswegen perfektionistisch und intelligenter, mittlere Kinder sozial und Nesthäkchen Rebellen. Das schrieb zumindest der US-amerikanische Psychologe Frank Sulloway 1996 in seinem Buch "Born to Rebel". Dort erklärte er seine Theorie, dass Kinder in Familien jene Nischen besetzen, die von anderen Familienmitgliedern noch nicht ausgefüllt sind, sich deswegen in Persönlichkeit und Intelligenz unterscheiden.
Um diese Theorie zu überprüfen, werteten Forscher der Universitäten Leipzig und Mainz nun Daten von mehr als 20 000 Personen von drei großen nationalen Umfragen aus den USA, Großbritannien und Deutschland aus. "Die Effekte, die Sulloway beschrieb, haben wir nicht gefunden", sagt Julia Rohrer, Erstautorin der im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie.
Für Extraversion, emotionale Stabilität, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit mache es keinen Unterschied, ob man das ältere oder das jüngere Geschwisterkind sei, erklären die Forscher. Lediglich die Offenheit für neue Erfahrungen nahm für jüngere Geschwister geringfügig ab. Allerdings nur der Teil, der als selbsteingeschätzte Intelligenz verstanden werden kann ("Ich verstehe schnell neue Dinge", "Ich bin wissbegierig).
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Nesthäkchen müssen sich keine Sorgen machen
Neben der Persönlichkeit untersuchten die Forscher auch tatsächliche, per IQ-Test gemessene Intelligenzunterschiede und fanden heraus, dass der IQ wirklich mit jedem Geschwisterkind abnimmt. Warum das so ist, bleibt allerdings unklar, das untersuchten die Forscher in ihrer Studie nicht.
Jüngere Geschwister müssen sich angesichts der Befunde aber keine Sorgen machen, "der Effekt ist winzig klein", so Rohrer. Geschwister unterscheiden sich lediglich um 1,5 IQ-Punkte. Zusätzlich "bedeuten die Ergebnisse nicht, dass Erstgeborene immer klüger sind", so Rohrer, "das ist nur ein Mittelwert." In Familien mit zwei Kindern war zu 60 Prozent der oder die Erstgeborene intelligenter, in den restlichen Fällen aber war es umgekehrt.
In einer ähnlichen Untersuchung an rund 377 000 US-amerikanischen Schülern hatten zwei Forscher der Universität Illinois im Juli ebenfalls gezeigt, dass die Geburtenreihenfolge zwar mit leichten Unterschieden in Intelligenz und Persönlichkeit zusammenhängt, diese aber so gering seien, dass sie für die Person praktisch keine Bedeutung hätten.
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