In Zukunft der Hirnkrieg?
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Wie die Nachrichtenagentur Reuters und andere Medien berichten, haben Wissenschaftler im Auftrag der britischen Royal Society die aktuellen Errungenschaften in den Neurowissenschaften analysiert – mit Blick auf Möglichkeiten und Gefahren bei der Anwendung in kriegerischen Auseinandersetzungen in Zukunft. Der Bericht ist der dritte von vier Modulen, in denen die Resultate in diesem Bereich analysiert werden, und trägt den Titel «Neuroscience, Conflict and Security».
Der Bericht unterscheidet zwischen wissenschaftlichen Aussichten, die gegnerischen Kräfte zu schwächen oder die eigenen Fähigkeiten zu verbessern. In einem Video zur Publikation bezeichnet Rod Flower, Leiter der Arbeitsgruppe, beispielhaft einige Anwendungen als «sehr nützlich», mit denen sich die Leistungsfähigkeit der eigenen Truppen erhöhen liesse. Mithilfe bildgebender Verfahren könnten sich in Zukunft Erkenntnisse zu Talenten bestimmter Soldaten gewinnen lassen – sei es eine besonders genaue Wahrnehmung oder die Fähigkeit, unter starkem Stress rational zu entscheiden.
Szenarien wie in Science-Fiction-Filmen
Im Bericht wird laut Reuters auch auf die Möglichkeit hingewiesen, dass Computer-Hirn-Schnittstellen dereinst erlauben, eine Drohne mit Gedanken zu steuern. Heute ermöglichen solche Verfahren bereits, Roboterarme zu dirigieren, und gelähmte Menschen können auf diese Weise einem Rollstuhl Befehle erteilen.
Ob diese Fortschritte dereinst in der Möglichkeit gipfeln werden, ein Fluggerät mitsamt Schusswaffen zu steuern, ist offen. Die Vermutung, dass ein direkter «Anschluss» an das Gehirn gegenüber gewöhnlichen Bedienungsmethoden Vorteile bringen könnte, wird von einem deutschen Fachmann allerdings bezweifelt.
Wirkstoffe im Dienst der Kriegführung
Neben Szenarien, die vorläufig noch Sciencefiction sind, befasst sich der Report der britischen Fachleute allerdings mit aktuelleren Aspekten. Rod Flower von der Queen Mary University in London erwähnte in seinem Videokommentar beispielsweise Medikamente, mit denen sich die Leistungsfähigkeit von Soldaten im Einsatz erhöhen liesse – durch die Beseitigung von Müdigkeit, für die es freilich bereits mehrere Wirkstoffe gibt. Neben diesen und anderen Aussichten erwägt der Bericht auch Unsicherheiten bei der Entwicklung chemischer «Waffen», die gegnerische Soldaten kampfunfähig machen sollen.
Andere Wirkstoffe könnten eingesetzt werden, um die Folgen eines Kampfeinsatzes zu mildern: Zum Beispiel dazu, die schmerzhafte Erinnerung zu «löschen», so Flower, um Soldaten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu behandeln – eine Idee, die bei Psychologen mit Erfahrung in der Behandlung von Kriegsveteranen auf Kritik stossen dürfte. Eine solche Reaktion dürfte Flower recht sein: Das Ziel des Berichts ist schliesslich vor allem, Wissenschaftler, Politiker und Regierungen für die schnellen Entwicklungen in diesem Forschungsbereich zu sensibilisieren.
Erstellt: 15.02.2012, 16:52 Uhr