In menschliche Abgründe geblickt

Kempen (RP). Grefrath  (chh) Gerd Meister, der vor dem Krefelder Landgericht Olaf H., den Mörder des zehnjährigen Mirco aus Grefrath, verteidigt hat, hält sich für einen Realisten. Ein Muss für solche Verfahren, meint er. Denn den Mandanten oder die Ermittlungsergebnisse falsch einzuschätzen sei "das Schlimmste, das einem Anwalt passieren kann", sagt der 53-Jährige. Juristisch war für ihn klar, was für Olaf H. herauskommen würde. Das sagte er seinem Mandanten von Anfang an, mit dem er wie mit vielen anderen ein vertrauensvollen Umgang pflegt, ja sogar per Du ist.

Das liege in seinem Naturell, sagt er. Interessant ist für Meister, der sich gerne mit Psychologie, Neurologie, Kriminologie befasst, die psychologische Seite des Falls. Er habe in menschliche Abgründe geblickt. Für den in Mönchengladbach tätigen Strafverteidiger sind Fälle nicht nur Dutzende Akten, die sauber gestapelt auf seinem Schreibtisch und auf dem Fußboden seines Büros liegen, das er gerne "das organisierte Chaos" nennt. Fälle, die er übernommen hat, sind für ihn oft menschliche Tragödien.

Auch nach Jahren schüttelt er sie nicht ab. Wichtig ist ihm, bei seiner Arbeit auch die Seite der Opfer nie außer Acht zu lassen. Vor den Eltern von Mirco hat der Vater zweier erwachsener Söhne großen Respekt. Wie er sich in einer vergleichbaren Situation verhalten hätte, vermag er nicht zu sagen. Ausgleich zu seiner Arbeit findet der in Stuttgart geborene und in England, den USA und Deutschland aufgewachsene Verteidiger in der Musik. Kaum ein Abend vergeht, an dem er daheim nicht zum Saxophon greift, mit dem er in früheren Jahren auch in Bands spielte.

Mit seiner Lebensgefährtin hört der Fan von Rock, Popp, Jazz und Klassik abends gerne Musik, oder die beiden lesen sich gegenseitig vor. Jüngst las Meister Shakespeares Hamlet, um sich danach die Tragödie im Theater anzuschauen. Unvorbereitet mag er nicht in eine Vorstellung gehen.

 

 

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