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«In einem von vier schweren Beziehungsdelikten ist ein Mann das Opfer»
Astrid Rossegger
Astrid Rossegger studierte Psychologie und Kriminologie an der Universität Konstanz (Deutschland). Seit 2000 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Psychiatrisch-Psychologischen Dienst (PPD) im Amt für Justizvollzug des Kantons Zürich, seit 2005 in der Funktion der stellvertretenden Leiterin der Abteilung Evaluation und Qualitätssicherung. Astrid Rossegger lehrt ausserdem seit 2007 an den Universitäten Zürich und Konstanz, veröffentlicht regelmässig Beiträge in Fachorganen und hält Vorträge und Workshops auf Fachkonferenzen im In- und Ausland.
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Eine 31-jährige Frau hat gestanden, «mehrere Schüsse» auf ihren Freund abgegeben zu haben. Haben Sie oft mit Fällen zu tun, in denen eine Frau zur Schusswaffe greift?
Als Gutachter haben wir es bei schweren Gewaltdelikten deutlich öfter mit Männern zu tun als mit Frauen. Die Erfahrung zeigt aber, dass bei schweren Gewaltdelikten Schusswaffen eher selten eingesetzt werden – und das, obwohl die Schusswaffendichte in der Schweiz vergleichsweise hoch ist.
Gibt es Unterschiede in der Art, wie Männer und Frauen Gewaltdelikte verüben?
Wir wissen mehr über aggressive Verhaltensmuster von Männern als von Frauen. Da Frauen seltener Gewaltdelikte verüben, ist es immer wieder eine Herausforderung, diese Delikte und die Täterinnen zu beurteilen. Im Vergleich zu männlichen Tätern ist die empirische Absicherung unseres Wissens geringer und es stehen uns beispielsweise auch keine validierten Instrumente zur Verfügung, um die Rückfallgefahr abzuklären.
Was sagen denn die wenigen bisherigen Untersuchungen über die Gefährlichkeit der Frauen aus?
Wir haben unlängst alle schweren Gewaltdelikte untersucht, die im Kanton Zürich über eine Periode von etwas mehr als zwei Jahren zur Verurteilung geführt haben. Dabei konnten wir aufzeigen, dass Frauen ein anderes Deliktspektrum aufweisen als Männer. Während Frauen kaum je wegen eines Sexualdeliktes verurteilt werden, sind Verurteilungen wegen vorsätzlichen Tötungen und Brandstiftungen gar nicht so selten.
Und wie häufig kommen Tötungen durch Frauen vor?
Tötungsdelikte sind bei Frauen nicht viel seltener als bei Männern. Es gibt hierzu unterschiedliche Zahlen. In unserer eigenen Untersuchung haben wir ein Verhältnis von 3 zu 1 gefunden: Auf drei Tötungen, die durch einen Mann verübt wurden, ist ein Tötungsdelikt durch eine Frau dokumentiert. Für Gewalt im häuslichen Kontext wurden in den USA ähnliche Zahlen veröffentlicht. Das Bundesamt für Statistik weist hingegen ein Verhältnis von 10 zu 1 aus. Woher die Unterschiede stammen, können wir gegenwärtig nicht beantworten. Klar ist jedoch, dass Frauen zwar seltener als Männer Tötungsdelikte begehen, dass dies aber nicht so selten vorkommt, wie man meinen könnte. Allen Statistiken gemein ist hingegen der Umstand, dass Männer häufiger Opfer von Tötungsdelikten sind. Insofern war der Fall an der Wehntalerstrasse nicht ungewöhnlich.
Gibt es einen bestimmten Typ von Frau, der Tötungsdelikte verübt?
Wir haben festgestellt, dass bei Frauen psychiatrische Erkrankungen eine grössere Rolle spielen als bei Männern. Abgesehen davon verfügen Frauen, die ein Gewaltdelikt verüben, häufig über ein sehr schlechtes Bildungsniveau und sind in ihrer Kindheit Opfer von Gewalt gewesen oder haben sich bereits prostituiert.
Im aktuellen Tötungsfall deutet alles auf ein Beziehungsdelikt hin. Wie häufig begehen Frauen im Rahmen eines Beziehungskonfliktes ein Tötungsdelikt?
Es ist schon fast banal zu erwähnen, dass sowohl Männer als auch Frauen in Beziehungen physische Gewalt anwenden. Wissenschaftlich höchst umstritten ist die Frage, wie häufig Gewalt von Frauen angewendet wird – da klaffen die Angaben der einzelnen Untersuchungen massiv auseinander. Weniger umstritten ist der Befund, dass bei Beziehungskonflikten mit schwerer Gewaltanwendung in einem von drei Delikten ein Mann das Opfer war.
Welches sind die häufigsten Gründe für einen Mord?
In Beziehungen kann Eifersucht ein Auslösefaktor sein – wobei Personen, die wegen Eifersucht töten, in der Regel psychisch sehr auffällig sind, indem sie beispielsweise vieles in der Beziehung paranoid verarbeiten und über die Massen an der Treue des Partners zweifeln. Ein weiteres Störungsbild, das man in diesem Zusammenhang immer wieder antrifft, ist die Schizophrenie – wenn beispielsweise eine innere Stimme einem den Auftrag gibt, zu töten. In zwei Dritteln aller Fälle von häuslicher Gewalt im Kanton Zürich war der Täter zum Deliktzeitpunkt alkoholisiert. Alkohol scheint somit ein relevanter Risikofaktor bei Beziehungsdelikten zu sein.
Töten die Frauen eher aus einem Affekt heraus oder planen sie die Morde – beispielsweise indem sie ihre Opfer langsam vergiften?
Ob ein Delikt sich über mehrere Stunden, Tage oder gar Wochen erstreckt, ist weniger Ausdruck des Geschlechts des Täters als seiner Persönlichkeit. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen finden wir Täter, die das Delikt aus dem Moment heraus begehen, und solche, die eine Tat von langer Hand planen.
(Tagesanzeiger.ch/Newsnet)
Erstellt: 19.11.2012, 15:49 Uhr
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