In die Enge getrieben
Die engen Punktabstände zwischen den Abstiegskandidaten garantieren Hochspannung. Drei Spieltage vor Ende in der Bundesliga rangiert der Tabellen-14. (Hamburg) vier Punkte vor Schlusslicht Stuttgart.
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Ulm/Düsseldorf Ab jetzt ist es nur noch eine Frage der Nerven - wie immer kurz vor Ende der Bundesliga-Saison. Aber in diesem Jahr ist es dennoch extrem und lässt ein Fußball-Drama in drei Akten erwarten. Noch nie seit Einführung der Drei-Punkte-Wertung 1995 war der Abstand zwischen Platz 14 und 18 drei Spieltage vor Schluss so gering wie in dieser. Etliche direkte Duelle der gefährdeten Teams sorgen für zusätzliche Brisanz.
Nicht auszuschließen ist, dass erstmals seit 16 Jahren wieder das Torverhältnis über die Ränge 15 oder 16 entscheidet. Ganze vier Zähler trennen den Fünftletzten Hamburger SV (31) vom Schlusslicht Stuttgart (27). Dazwischen rangieren mit Paderborn (31), Freiburg (30) und Hannover (30) weitere Klubs am Abgrund.
Psychologie ist das, was die Trainer neben der Arbeit auf dem Platz nun praktizieren müssen. "Ich muss mit der Mannschaft sauber arbeiten und schauen, dass ich sie wieder aufrichte", sagt Christian Streich. Der Freiburger Coach, der seiner Frustration schon mal Luft macht, steht vor einer besonderen Herausforderung. Seine Mannschaft ist die einzige aus dem Kreis der Abstiegsaspiranten, die zwei der letzten drei Partien auswärts bestreiten muss - beim HSV und in Hannover. Die Breisgauer machen nicht den Eindruck, als würden sie diese Kraftanstrengungen meistern können.
Der VfB Stuttgart macht aktuell einen besseren Eindruck, auch wenn die Niederlage in Gelsenkirchen ein Rückschritt war. Die Bezeichnung "Bester Absteiger ever" geistert schon durch die Welt der Schlagzeilen. Wäre doch nur die VfB-Defensive nicht so anfällig. Das hat allerdings mehr mit fehlender Qualität als mit Psychologie zu tun. Ob da zwei Heimspiele in Serie die Stuttgarter aus der prekären Lage befreien können, bleibt abzuwarten. Schließlich verbucht kein Ligateam vor eigener Kulisse weniger Punkte. Aber es ist doch ein Plus. Die Stuttgarter haben es in den Partien gegen Paderborn und den HSV in der eigenen Hand - der Relegationsplatz 16 sollte machbar sein.
Spätestens jetzt herrscht auch in Hannover Alarmstufe Rot. Erstmals in dieser Saison steht der Hinrunden-8. auf einem Abstiegsplatz. Ein Trainingslager soll helfen, den Trend mit zuletzt 14 Spielen ohne Sieg zu stoppen. Wie man im Abstiegskampf bestehen kann, demonstrierte zuletzt der HSV. Nach zwei knappen Siegen gelang der Sprung aus der Abstiegszone. Allerdings verheißt die geringe Trefferzahl wenig Gutes. Das Team mit den wenigsten Saisontoren stand in den vergangenen acht Jahren am Ende immer auf einem Abstiegsplatz. Mit einem weiteren Sieg wäre die erneute Rettung des von vielen bereits abgeschriebenen Bundesliga-Gründungsmitglieds jedoch zum Greifen nahe. Und Neu-Trainer Bruno Labbadia wäre, wie einst Felix Magath, Feuerwehrmann Nummer eins.
Der SC Paderborn wird wohl das Schicksal etlicher Bundesliga-Aufsteiger teilen. Grandios und mit viel Euphorie in die Saison gestartet, dann ist irgendwann die Luft raus, der Abwärtstrend beginnt und ist nicht mehr zu stoppen. Was vom Aufsteiger bleiben wird, ist das Rekordtor von Moritz Stoppelkamp aus 83 Metern gegen Hannover.