Jennifer Bomert musste nicht lange überlegen, was sie studieren will. „Ich hatte schon in der Schule einen Leistungskurs Psychologie, in dem ich die ersten Grundlagen gelernt habe“, sagt die 28-Jährige. Die wollte sie vertiefen. So entschied sie sich für ein Psychologie-Studium. Zwar machte sie zuerst ein freiwilliges soziales Jahr (FJS). Doch im Nachrückverfahren hätte sie auch im ersten Anlauf schon einen Platz bekommen. Dabei sind die Hürden hoch. Der Numerus Clausus für Psychologie liegt bei vielen Hochschulen bei 1,3 und höher.
Bomert machte zunächst in Wuppertal einen Bachelor, dann schloss sie einen Master in Bonn an. Dort spezialisierte sie sich auf Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie.
Eine Richtung, die immer gefragter wird, sagt Sörge Drosten, Partner bei der Unternehmensberatung Kienbaum. „Alle, die mit dem Schwerpunkt Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie studiert haben, sind auf die Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Psychologie vorbereitet“, sagt er. Absolventen kümmern sich etwa in Unternehmen um die Personalentwicklung und führen etwa Assessment Center durch.
Der Arbeitsmarkt hat sich für Psychologen in den vergangenen Jahren grundsätzlich positiv entwickelt. Die Arbeitslosigkeit liege auf einem niedrigen Niveau, sagt Susanne Lindner von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Psychologen sind vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen, aber auch im Bildungswesen oder in der Unternehmensberatung tätig. Neben dem Bereich der Wirtschaftspsychologie habe die Neuropsychologie einen großen Aufschwung erlebt, sagt Prof. Michael Krämer. Er ist Präsident des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) und lehrt an der Fachhochschule Münster. Die Neuropsychologie befasst sich mit den Funktionen des Gehirns – etwa mit dem Denkvermögen oder dem Gedächtnis.
Häufig haben es jene auf dem Arbeitsmarkt einfacher, die einen allgemeinen Master in Psychologie haben. „Den Schwerpunkt kann man dann im Berufsleben immer noch setzen“, sagt Prof. Krämer. In sehr speziellen Bereichen sind Stellen immer noch rar. Umwelt-, Sport- und Medienpsychologen arbeiten oft freiberuflich in Projekten. Die größte Gruppe der Therapeuten wird sich in der Regel langsam zu einer eigenen Praxis vorarbeiten.
Jennifer Bomert ist nach ihrem Masterabschluss ein halbes Jahr nach Neuseeland gegangen. Danach hat sie in Deutschland Bewerbungen geschrieben und schnell einen Job gefunden. Sie arbeitet nun als Personalentwicklerin bei einer Baumarktkette in Dortmund. „Nach meinen Erfahrungen während des Studiums habe ich mich bewusst gegen einen großen Konzern entschieden und bin zu einem mittelständischen Unternehmen gegangen“, sagt sie. Hier arbeitet sie in einem kleinen Team daran, die Mitarbeiter in den Märkten auszubilden und zu schulen.