Ihr "Carinthia" in den Anden

Zuletzt aktualisiert: 31.01.2012 um 20:16 UhrKommentare

Der Liebe wegen wanderte Liselotte Lourido vor 58 Jahren aus Althofen nach Kolumbien aus. Ihre Heimat Österreich hat sie nie vergessen.

Im Jahr 1951 lernte ich meinen Mann in Paris kennen. Drei Jahre später war ich seine Frau und auf dem Weg nach Kolumbien", sagt Liselotte Lourido (84). Damals studierten beide an der renommierten Universität Sorbonne - sie französische Philologie, Lehramt Leibeserziehung, daneben ein Doktoratsstudium in Psychologie und Pädagogik, das sie 1953 mit Erfolg abschloss. Ihr Mann studierte Medizin. Nach Kolumbien wanderten sie aus, weil er dort als Neurochirurg Pionierarbeit leisten sollte.


"Leider verlor ich ihn sehr früh", sagt Lourido, die seit 1985 Witwe ist. Danach leitete sie 18 Jahre lang als Honorarvizekonsulin das österreichische Konsulat in Cali. Dort machte sie auch jedes Jahr beim internationalen Tortenfestival mit, einer Benefizveranstaltung der Konsulate. Ihr Kärntner Reindling war immer schnell verspeist. Heute lebt diese Tradition weiter: Eine Enkelin betreibt in Bogota eine Konditorei und einen Feinkostladen, wo sie nach Rezepten aus Österreich bäckt. Kontakt nach Kärnten gab es immer wieder. Lourido besuchte ihre Verwandten zuletzt vor drei Jahren: "Man vermisst die Heimat, die im Herzen ständig gegenwärtig war und ist." Die Familie verbrachte in den 1960er-Jahren ein ganzes Jahr in Altho-fen, inklusive Schulbesuch. Kontakte aus dieser Zeit haben sich bis heute gehalten.

Tropenhitze und Schnee

Aber auch Fernweh ist in der Familie weit verbreitet. Nur die älteste Tochter ist in Cali geblieben. Die zweite Tochter hat in Wien studiert und ist nun Dolmetscherin in den USA. Den Sohn verschlug es samt kolumbianischer Ehefrau nach Kanada, wo er eine höhere Stelle bei einer großen Baufirma bekleidet.

An ihrer neuen Heimat fasziniert die Althofenerin vor allem die Vielfältigkeit: "Das Land hat so viele Gesichter." Jede Klimazone ist vorhanden, von schneebedeckten Bergen in den Anden bis hin zu den heißen Tropen. Genauso vielfältig ist die Bevölkerung. Generell seien die Kolumbianer freundlich, fröhlich und genügsam, so Lourido, die sich in den Anden auf 2000 Meter Seehöhe ein Stück Heimat geschaffen hat: ein kleines Ferienhaus namens "Carinthia".

"Da es auf einer Kuppe steht, einer sehr ungewöhnlichen Wasserscheide, kann ich vom Haus aus ein Glas Wasser in Richtung Pazifik oder Atlantik schütten", sagt Lourido. Neben ihrer Tätigkeit im Konsulat gab sie über die Jahre hinweg auch Sprachunterricht in Deutsch, Französisch und Spanisch. So entstanden Kontakte auf der ganzen Welt, die die Althofenerin nach wie vor pflegt: "Neuem und Fremden gegenüber bin ich immer aufgeschlossen." Das dürfte auch ein Grund sein, warum sie sich - wenn auch spät - mit Computern und Autos beschäftigte: "Ich habe erst mit 54 Jahren Autofahren gelernt."

Und obwohl sie sich aufgrund ihres Alters heute nicht mehr traut, weit zu reisen, fühlt sich Lourido mit ihrer alten Heimat verbunden: "Bis heute bin ich Österreicherin geblieben, obwohl mir Kolumbien zur zweiten Heimat wurde."



Leave a Reply