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Das unangenehme Gefühl, dass sich kaum jemand für ihn interessiert, kennt auch Thorsten Rohloff. Er wurde im Juli dieses Jahres zum Jugendpastor des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Göttingen ernannt und weiß, dass es oft schwierig ist, Jugendliche für die Kirche zu begeistern.
O-Ton 1, Thorsten Rohloff, 25 Sekunden
„Also, sie kommen nicht unbedingt in Scharen. Ich sag mal, der erste intensive Kontakt, den Jugendliche mit der Kirche heute haben, ist ja meistens durch die Konfirmandenzeit. Klar haben die meisten Religionsunterricht in der Schule, aber Kirche genießt da eher so ein verstaubtes Image. Und ich sag mal, wenn die Konfirmandenzeit gut ist und gelingt, ist das glaub ich ein gutes Zeichen auch dafür, dass die Jugendlichen als Erwachsene dann später Mitglied der Kirche bleiben.“
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Statistisch gesehen ist das aber nicht mehr so wahrscheinlich wie früher. 2014 lag die Zahl der Austritte aus der protestantischen Kirche in der Stadt Göttingen bei 698. Das sind etwa 45 Prozent mehr als im Jahr davor. Laut Andreas Overdick, dem Referenten für Öffentlichkeitsarbeit im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Göttingen, geht der Entscheidung, aus der Kirche auszutreten, für gewöhnlich eine jahrelange Entfremdung zu der Organisation voraus. Den Ausschlag geben dann meistens aktuelle Anlässe, wie z.B. der Skandal um die hohen Baukosten für die Bischofsresidenz in Limburg. Dass Letzterer eigentlich nur die Katholische Kirche etwas angeht, spiele dabei keine Rolle, so Overdick.
O-Ton 2, Andreas Overdick, 13 Sekunden
„Also da wird kein Unterschied gemacht, da sagen sich Menschen – das kann man so an Statistiken auch sehen – es ist einfach der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, jetzt ist Schluss, egal ob katholische Kirche oder evangelische Kirche.“
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Dass die Kirchen in der Region Göttingen eines Tages leer stehen werden, glaubt Overdick nicht. Immerhin stünden den Austritten jedes Jahr auch 100 Wiederaufnahmen gegenüber. Außerdem gehörten seiner Gemeinde 67.000 Menschen an, die Austritte machten daher nur etwa ein Prozent der Mitglieder aus, so der Diakon.
O-Ton 3, Andreas Overdick, 12 Sekunden
„Die Bezugsgröße ist entscheidend und wenn bei dem einen Prozent oder unter einem Prozent immer 45 Prozent dazu sind, dann werden unsere Kindeskinder das nicht erleben, dass sich Kirche auflöst.“
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Zu Kirchenaustritten bei den unter 18-Jährigen liegen der Gemeinde keine Zahlen vor. Laut Thorsten Rohloff kommt es nur alle paar Jahre mal vor, dass ein Jugendlicher sich während des Konfirmandenunterrichtes plötzlich dazu entscheidet, doch nicht konfirmiert zu werden. Als Jugendpastor ist er davon überzeugt, dass die Kirche Jugendlichen einiges zu bieten hat.