Es ist oft wie verhext: Die Gedanken machen sich selbstständig und kreisen immer wieder um ein Thema. Weiter bringt einen das Gedankenkarussell nicht. Psychologen erklären, welche Tipps gegen das Grübeln helfen und warum „positiv Denken“ keine Lösung ist.
Abends im Bett geht es meistens los mit der Grübelei: Habe ich mich bei der Betriebsfeier lange genug mit dem Chef unterhalten? War ich zu kurz angebunden? Hat er meinen Scherz falsch verstanden. Oft dauert es Stunden, bis man endlich einschläft, und eine Antwort auf die Fragen hat man dennoch nicht gefunden. Solche nervenden und zermürbenden Gedankenschleifen kennen viele Menschen. Und das Gefühl, aus dem Gedankenkarussell einfach nicht herauszufinden.
„Menschen haben eben einen Katastrophenverstand“, erklärt Andreas Knuf, Psychotherapeut in Konstanz. Und das ist im Prinzip gut so: Der Verstand versucht, aus der Vergangenheit zu lernen, um weitere bedrohliche Situationen zu vermeiden. Allerdings übertreibt er dabei manchmal maßlos und liebt das Drama: Da werden unbedeutende Situationen aufgebauscht oder ein schiefer Blick des Freundes als Anfang vom Ende der Beziehung interpretiert.
Nicht alle Gedanken ernst nehmen
Das Grübeln darüber ist nicht nur lästig, sondern kann sogar schaden. Denn negative Gedankenschleifen sorgen für unangenehme Gefühle und körperliche Reaktionen wie Unruhe. Fachleute raten deshalb, nicht alles ernst zu nehmen, was einem so durch den Kopf geht. „Gedanken sind einfach nur Gedanken“, sagt Knuf. Sie müssen nicht wahr sein.
Es gilt daher, nützliche und unnütze Gedanken voneinander zu unterscheiden. Denn natürlich kann es sinnvoll sein, über Konflikte und schwierige Situationen über längere Zeit nachzudenken. „So entwickelt man eine Strategie für das Lösen eines Problems“, sagt Christa Roth-Sackenheim, Fachärztin für Psychiatrie in Andernach. Und manches braucht eben seine Zeit.
Positives Denken kann schädlich sein
Die Psychologin Doris Wolf aus Mannheim wirbt in diesem Zusammenhang für gesundes Denken. „Das bedeutet, dass es der Situation angemessen ist“, erklärt sie. Vom sogenannten positiven Denken hält sie nichts. Es kann sogar schädlich sein und dazu führen, dass es dem Menschen schlechter geht als vorher. „Das kann sogar richtig krank machen“, ergänzt Roth-Sackenheim. Denn in vielen Ratgebern wird dem Leser mitgeteilt, er müsse nur richtig denken - dann gebe es keine Probleme mehr. Das Scheitern ist bei diesen unrealistischen Behauptungen programmiert.
Es sei viel sinnvoller, nicht die Gedanken, sondern den Umgang mit ihnen zu ändern. Als erster Schritt werden dabei die Gedanken nicht bekämpft, sondern bewusst wahrgenommen. Dann werden sie mit Distanz betrachtet und mit der Realität abgeglichen. „Es gibt junge Frauen, die große Angst davor haben, dass sie später niemand im Altersheim besuchen wird“, nennt Knuf ein Beispiel für eine Furcht, die mit Distanz betrachtet leicht als übertrieben erkennbar ist.
Knuf kennt mehrere Übungen, um auf Distanz zu seinen eigenen Gedanken zu gehen. So rät er etwa, sich wie bei einer Meditation hinzusetzen und die Gedanken einfach nur vorbeiziehen zu lassen. Außerdem sollte man sich den Gedanken als nachplappernden Papagei vorstellen - eine Diskussion ist unnötig.
Außerdem rät der Fachmann, öfters mal ein „aber“ durch ein „und“ zu ersetzen. Zum Beispiel, wenn man gerne bei einer Diskussion das Wort ergreifen würde, sich aber nicht traut. Hier macht der Satz „Ich möchte gerne was sagen und habe Angst“ die Sache etwas leichter.
Schlafstörungen sind weit verbreitet. Etwa ein Viertel der Bevölkerung leidet darunter. Gefährlich wird es, wenn der Schlaf dauerhaft gestört ist. Auch Schlafmittel sind keine optimale Lösung. Einige machen abhängig. Daneben erhöhen sie laut einer Studie, die im „British Medical Journal“ (BMJ) erschienen ist, auch das Sterberisiko. Dabei hilft es für eine bessere Nachtruhe häufig schon, einfache Gewohnheiten zu ändern und ein paar Tipps zu beherzigen. Lesen Sie hier, welche.
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