Berlin (RP). Verkehrssünder müssen sich auf neue Zeiten einstellen. Ob sie auch härter werden, ist derzeit täglich Thema in den Internet-Foren des Bundesverkehrsministeriums. Dort können sich die Teilnehmer noch zwei Wochen lang unter www.punkteforum.de über die geplante Reform des Flensburger Punktekatalogs austauschen. Seit dieser Woche finden sich auf der Seite auch die ersten Informationen über das geplante neue "Fahreignungsseminar".
Das soll demnächst fällig werden, wenn die Verkehrsteilnehmer auf der Punkte-Ampel einen Stand von sechs oder sieben Punkten erreichen. Dann springt die Ampel auf "Rot". Ab dem achten Punkt muss der Führerschein abgegeben werden.
"Das Fahreignungsseminar", so der Originaltext auf der Homepage von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), "soll verkehrsauffällige Kraftfahrer dabei unterstützen, ihr Fahrverhalten zu ändern und sich zukünftig im Straßenverkehr regelkonform zu verhalten." Details, so heißt es, würden gegenwärtig von Experten unter Federführung der Bundesanstalt für Straßenwesen erarbeitet. Ziel: Das neue Verkehrsnachhilfeprogramm soll wirksamer als die bisherigen Nachschulungen Verhaltensänderungen bei notorischen Verkehrssündern bewirken.
Für die Teilnahme an dem neuen Fahreignungsseminar soll es in Zukunft keinen Punkte-Rabatt mehr geben. Wer also teilnimmt und kurz darauf noch einmal mit einem schweren Verkehrsverstoß auffällt, ist seinen Führerschein trotzdem los. Wer die Teilnahme verweigert, verliert seinen Führerschein ebenfalls und bekommt ihn erst nach Vorlage einer Teilnahmebestätigung wieder.
Die Fahrlehrer sollen für ihre Aufgabe besonders geschult werden und in zwei je 90 Minuten dauernden Sitzungen innerhalb einer Woche bei den Probanden ein "erhöhtes Gefahrenbewusstsein" erreichen. Dabei sollen die Gruppen eine Stärke von maximal drei Teilnehmer haben.
Der zweite Teil des Seminars gehört dem Verkehrspsychologen. Er soll "individuelle Wege zur Veränderung des riskanten Fahrverhaltens" aufzeigen. Das Gelernte soll dann zwischen den drei vorgeschriebenen Sitzungen im Alltag erprobt und später mit dem Psychologen besprochen werden. Die Sitzungen dauern jeweils eine Stunde und sollen im Abstand von etwa drei Wochen angeboten werden. Für das gesamte Seminar werden drei Monate veranschlagt.
Die Kosten für die Schulungen sollen nicht höher liegen, als die Kosten für das bisherige angeordnete Aufbauseminar und die verkehrspsychologische Beratung. Das wäre immerhin ein mittlerer dreistelliger Betrag. Bislang wurden jährlich rund 25 000 Aufbauseminare für Punktesammler im Flensburger Register angeordnet.