26.01.2015, 17:10 | Wissenschaft | Autor: idw | Jetzt kommentieren
Seit Beginn dieses Jahres stärkt Prof. Ulrike Lüken das Profil der Würzburger Universitäts-Psychiatrie in der Erforschung von Angststörungen. Die auch in der Lehre hochengagierte Wissenschaftlerin übernahm die neugeschaffene Professur für Experimentelle und Klinische Psychotherapie.
Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie und dem entsprechenden Know-how ist es möglich, dem menschlichen Gehirn bei der Arbeit zuzusehen. „Man kann zum Beispiel erkennen, dass das Gehirn von Menschen mit einer Phobie angstauslösende Reize anders verarbeitet, als das Gehirn eines Menschen ohne diese Angststörung“, berichtet Ulrike Lüken. Die Psychologin und Psychotherapeutin hat seit Beginn dieses Jahres die an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) neu geschaffene Professur für Experimentelle und Klinische Psychotherapieforschung inne.
Forschen für noch präzisere Therapiewahl
Ihr Hauptarbeitsfeld und ihre spezielle Expertise liegen an der Schnittstelle zwischen der klinischen Psychologie und den Neurowissenschaften, primär im Bereich der funktionellen Bildgebung. „Indem wir Patienten in der ‚Röhre‘ mit angstauslösenden Reizen konfrontieren, beispielsweise durch eingespielte Bilder und Geräusche, können wir immer besser verstehen, was bei ihren Angstreaktionen im Gehirn genau passiert“, erläutert Prof. Lüken. Durch einen Vorher-Nachher-Vergleich lasse sich auf diesem Weg auch feststellen, welche Verbesserungen durch Pharmako- oder Verhaltenstherapien erzielt werden. „Eines unserer wesentlichen Ziele ist es, anhand von neuronalen Aktivierungsmustern schon vor Behandlungsbeginn vorhersagen zu können, welche Therapieoption das individuell bestmögliche Ergebnis verspricht. Das wäre für unsere Patienten ein Riesenvorteil“, schildert die 38-jährige Vollblutforscherin.
Erst vor wenigen Monaten erhielt sie für ihre wissenschaftliche Arbeit auf diesem Gebiet den ECNP Fellowship Award. Mit diesem Preis ehrt die Europäische Akademie für Neuropsychopharmakologie Nachwuchswissenschaftler/innen, die über selbst aufgebaute Forschungsprojekte schon internationale Bekanntschaft erlangt haben.
Ergänzung der Würzburger Expertise zum Thema Angst
„Mit den in ihrem bisherigen Werdegang erworbenen Kenntnissen passt Prof. Lüken exzellent zu den Forschungsschwerpunkten der Würzburger Universitäts-Psychiatrie, unter denen Furcht, Angst und Angsterkrankungen ohnehin schon großen Raum einnehmen“, freut sich Prof. Jürgen Deckert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des UKW. Ulrike Lüken ihrerseits freut sich auf die Arbeit an einer der größten und renommiertesten psychiatrischen Universitätskliniken Deutschlands. „Außerdem bin ich gespannt auf die sich hier abzeichnenden, vielfältigen Möglichkeiten zur interdisziplinären Zusammenarbeit“, betont die Forscherin. So wird zum Beispiel das am Uniklinikum Würzburg angesiedelte Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz voraussichtlich im kommenden Jahr einen 7-Tesla-Magnetresonanztomographen bekommen. Auch Ulrike Lüken wird diese Hochtechnologie für ihre Forschungsarbeit nutzen können. „Ein solches Gerät der Königsklasse ermöglicht uns zum Beispiel eine deutlich präzisere Auflösung wie ein herkömmliches MRT“, macht die Wissenschaftlerin einen der Vorteile deutlich.
Zuletzt Lehrstuhlvertretung an der TU Dresden
Vor ihrem Ruf an den Main war Ulrike Lüken die letzten acht Jahre als Arbeitsgruppenleiterin am Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der TU Dresden tätig. Von April bis Oktober 2014 vertrat sie dort den Institutsleiter Prof. Hans-Ulrich Wittchen, was für sie „eine große Ehre und gleichzeitig eine gute Vorbereitung auf die Professorenstelle in Würzburg“ war.
Als besonders prägend und wertvoll empfand Lüken darüber hinaus ihre sechsjährige Tätigkeit in der Ethikkommission der Technischen Universität: „Das Ehrenamt ermöglichte mir nicht nur eine intensive Beschäftigung mit den ethischen und rechtlichen Aspekten von Forschung, es erweiterte auch meinen Horizont darüber, wie in anderen Disziplinen geforscht wird.“
Lehre mit Mentoring-Ansatz
Neben Klinik und Forschung liegt Ulrike Lüken speziell der dritte Teil des „universitären Dreiklangs“, die Lehre, am Herzen. „Lehre bedeutet für mich, gerade bei interessierten, intrinsisch motivierten Studierenden die Begeisterung für Forschung zu wecken“, beschreibt die Professorin und fährt fort: „Über die Vermittlung von Grundlagen in der klinischen Psychologie und dem Störungswissen hinaus ist mir deshalb die Methodenausbildung im Bereich der Forschung sehr wichtig.“ Sie plant, als Mentorin die Forscherinnen und Forscher von morgen vom Studium aus in eine wissenschaftliche Laufbahn hinein zu begleiten.
Als Beleg für ihr hohes Engagement in Aus- und Weiterbildung kann Prof. Lüken aus ihrer Zeit in Dresden mehrere Preise für besonders gut evaluierte Lehrveranstaltungen vorweisen. Besonders stolz ist sie dabei auf den Lehrpreis 2011 der Gesellschaft der Freunde und Förderer der TU Dresden, bei dem das gesamte Lehrkonzept des Instituts für Klinische Psychologie und Psychotherapie ausgezeichnet wurde.
Schon früher Kontakte zu Würzburg
Würzburg und das UKW sind für die gebürtige Westfälin kein absolutes Neuland. So kannte sie das Uniklinikum und Persönlichkeiten wie Prof. Deckert und Prof. Katharina Domschke, die stellvertretende Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, schon vor ihrer Berufung, unter anderem aus einem wissenschaftlichen Verbundprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Auch auf andere Weise ist der Wechsel nach Unterfranken für Ulrike Lüken eine stimmige Fortsetzung. „Ich habe in Freiburg im Breisgau studiert, in Trier an der Mosel promoviert, an der sächsischen Weinstraße habilitiert und bin nun mitten in Mainfranken gelandet irgendwie hat mich mein bisheriger Karriereweg immer in bedeutende Weinanbaugebiete geführt“, schmunzelt die Neuwürzburgerin. Und tatsächlich schätze sie Weinregionen für ihr Flair und ihre Lebensfreude. Auch Würzburg habe ihr da trotz der trüben Januarwochen den Start recht einfach gemacht.
Quelle: idw
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