Feldkirch (KAP) Die wichtigste Aufgabe der Kirche ist für den designierten Feldkircher Diözesanbischof Benno Elbs, "Freundschaft mit Gott und die daraus entstehende Zuwendung zum Menschen" zu pflegen. Das legte Elbs in einem "Kathpress"-Gespräch im Hinblick auf seine Bischofsweihe am Sonntag in Feldkirch dar. Es sei "wie eine Verfassung der Kirche, dass sie Menschen bei der Erfahrung hilft, dass Gott alle Wege des Lebens begleitet, und sich weiters auch dem leidenden, hilfsbedürftigen Menschen widmet", erklärte der künftig vierte Bischof der westlichsten Diözese Österreichs, der rund 250.000 Katholiken angehören. Ausführlich ging der ausgebildete Psychotherapeut im Interview auch auf die Beziehung von Religion und Psychologie bzw. Psychotherapie ein.
Benno Elbs, Jahrgang 1960, wurde 1986 zum Priester geweiht und hatte seither viele führende Positionen in der noch jungen Diözese Feldkirch inne, darunter auch deren interimistische Leitung, seit 2011 sein Vorgänger Bischof Elmar Fischer zurücktrat. Zugleich war der aus Bregenz stammende Geistliche jedoch auch als Seelsorger, Religionslehrer und Psychotherapeut tätig. Dieser Hintergrund macht sich auch in den persönlichen Zielvorgaben des künftigen Bischofs bemerkbar: Er wolle ein "geistlicher Mensch" sein, der aus dem Evangelium lebt und Menschen in die Freundschaft mit Gott führt, "um ihnen so Hoffnung und Perspektive geben zu können".
Psychologie und Religion "gute Ergänzung"
Angesprochen auf seine Tätigkeit als Psychotherapeut, hob Elbs den Wert der Psychologie hervor, da diese "die Seele des Menschen kennt, die Geschichte des Menschen aufarbeitet und letztendlich auf wissenschaftlicher Basis sein Heil sucht - das Leben in Fülle, das ja auch das Grundgeschenk von Jesus Christus ist", so der künftige Bischof. Psychologie und Theologie seien zwei Wissenschaften, die bei bestimmungsgerechter Ausführung "dem Menschen dienen und dazu führen, dass er glücklich leben kann und ein sinnvolles Leben hat".
Entsprechend bilde die Therapeutencouch keinen Gegensatz zum Priestertum, wenngleich es früher seitens der Theologie "große Ressentiments" gegenüber der Psychotherapie gegeben habe. Diese seien durch die stark religionskritische Haltung der Psychoanalyse in ihren Anfängen erklärbar, als Sigmund Freud Religion als eine "Art Neurose" bezeichnete.
Das einst gespannte, teils ablehnende Verhältnis zwischen Psychotherapie und Theologie sei jedoch Vergangenheit, "kein wirklich den Menschen als Ganzes in den Blick nehmender Psychotherapeut" könne die religiöse Dimension des Menschen noch ernsthaft leugnen. Elbs erwähnte hier den Neurologen und Psychiater Viktor Frankl, "bei dem ich meine Ausbildung machen durfte": Auch er habe "vom unbewussten Gott und von der Sinndimension" gesprochen.
Psychologie und Religion könnten sich ergänzen und einander viel schenken, so Elbs: "Die Psychotherapie hat die Dynamik der Seele und des Lebens im Blick, während die Theologie Inhalte gibt." Die Aufarbeitung von Schuld sei in der Therapie möglich, nicht aber die Schuldvergebung und der Aufruf zum Neuanfang mit der nötigen Autorität. Er selbst arbeite auch mit Psychiatern und Psychologen zusammen, "die in der Schuldaufarbeitung an die Grenze kommen", so der Diözesanadministrator: Vor allem Menschen mit Zugang zum Religiösen hätten oft den Wunsch nach Lossprechung, was den "heilenden und therapeutischen Sinn der Beichte" deutlich aufzeige.
Dialog, Aufarbeitung und Bibel
Über innerkirchliche Schwerpunkte befragt, nannte Elbs das Zweite Vatikanische Konzil als Wegweiser für seine Diözese: Es habe die Öffnung der Kirche für die Welt gebracht, die "nicht irgendetwas Schlechtes, sondern unser Partner und Freund ist, da sich die Kirche als Zeichen und Werkzeug der Liebe Gottes in ihr versteht". Der Dialog mit der Welt - in der Sprache von Papst Franziskus das "Hinausgehen an die Ränder" - sei entscheidendes Erbe und Auftrag des Konzils.
Der Konzilsgedanke der Barmherzigkeit sei für die Kirche speziell in Vorarlberg jener Auftrag, Versöhnung in der gesellschaftlichen Aufarbeitung des Nationalsozialismus zu suchen, so der künftige Bischof. Zentrale Bedeutung habe hier das Lebensbeispiel des 2011 seliggesprochenen Provikars Carl Lampert (1894-1944), der sich "mit einer großen Überzeugung und Glaubenskraft" für Menschlichkeit und Gerechtigkeit eingesetzt habe. Lamperts Kreuz fand auch Eingang in Elbs Bischofswappen.
Besonders hob Elbs zudem jenes Konzilsdekret hervor, das die Heilige Schrift als einen Ort der Gottesbegegnung bezeichnete. Bei der Glaubensbildung in den Pfarren und Gemeinden der Diözese Feldkirch setze man deshalb bereits Akzente der Ermutigung zur neuen Auseinandersetzung mit der Bibel.
Friede mit dem Islam
Besonders fördern wolle Elbs den interreligiösen Dialog, sei doch Vorarlberg gemeinsam mit Wien das Bundesland mit dem größten Muslimen-Anteil. Viele Initiativen seien bisher von der diözesanen Islambeauftragten ausgegangen, etwa die Errichtung des islamischen Friedhofes. "Zuhause ist man erst dort, wo man auch seine Toten begraben kann. Wir möchten, dass die muslimischen Mitbürger integriert werden und eine Chance darauf haben."
Erschwert werde die Integration allerdings durch den mitunter aufkeimenden Fanatismus bei muslimischen Mitbürgern. Elbs: "Für den sozialen Frieden in Vorarlberg ist der interreligiöse Dialog ganz zentral. Wir wollen als Kirche unseren Beitrag zum Frieden zwischen Christentum und Islam leisten, da es sonst keinen Frieden zwischen den Menschen geben kann."
"Klimaverbesserer" Franziskus
"Sehr begeistert" äußerte sich Elbs über Papst Franziskus und die Art und Weise, wie er Aufgabe wahrnehme. Dem argentinischen Papst, dessen erste Bischofsernennung im deutschsprachigen Raum jene von Elbs war, sei es gelungen, auch in der Diözese Feldkirch "das große Klima zu verändern" - durch wenige, jedoch an Glaubwürdigkeit kaum zu überbietende Gesten. "So wie in der Klimaforschung bestimmt das Makroklima das Mikroklima. Ist das Makroklima schlecht, kann es auch im kleinen Bereich nur schwer 'Oasen des Positiven' erzeugen. Papst Franziskus ist diese Klimaveränderung gelungen."