Sie hatte 2010 zwar ihren Abschluss in Psychologie an der New York University gemacht, aber als Schauspielerin war sie vor einem Jahr eher ein Nobody. Heute ist Rooney Mara, 26, Tochter des Football-Gurus Tim Mara (Gründer der New York Giants), für den Golden Globe nominiert. Für ihre Leistung als Lisbeth Salander in der US-Kinoversion von Stieg Larssons Bestseller „Verblendung“.
Das Engagement verdankt sie einer kleinen Rolle im Film „The Social Network“. „Ihre Auseinandersetzung gleich zu Beginn mit Jesse Eisenberg, der den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg verkörperte, war äußerst beeindruckend“, erklärt Regisseur David Fincher, der nun auch „Verblendung“ inszenierte.
Als publik wurde, dass Sony die Larsson-Story noch einmal auf die Leinwand bringen wollte, zeigten zahlreiche bekannte Hollywood-Damen reges Interesse, Lisbeth Salander zu spielen. „Ich wollte auch“, so Rooney, „aber die anderen wollten mich nicht. Doch David Fincher brachte mich zumindest ins Gespräch. Aber erst nach fünf strengen Tests war er sich offensichtlich sicher, dass ich das konnte.“
Es kam der entscheidende Montagmorgen. Es war 9 Uhr, als ihr Fincher mitteilte, sie hätte genau eine Stunde Zeit, sich alles zu überlegen, denn um 10 Uhr sollte eine Pressenotiz raus. „Er machte mir beinhart klar, was mich erwarten würde. Er warnte, mit dieser Rolle könne sich mein Leben verändern, nicht unbedingt zum Besseren, nannte das Beispiel Vivien Leigh. Sie war in ‚Endstation Sehnsucht’ großartig, aber alle sahen sie immer nur als Scarlett O’Hara aus ‚Vom Winde verweht’. Ich ließ mich nicht abschrecken.“
Schon um 11 Uhr ging es für sie los. Kickboxen, Skateboard-Training, kurzes Mittagessen, danach Computer-Unterricht, Motorradfahren, Dialekt. Denn sie sollte als Lisbeth nicht amerikanisch klingen. Am selben Nachmittag waren die physischen Veränderungen dran. Haarschnitt mit einzelnen rasierten Stellen, Piercing, Bleichen der Augenbrauen, Auftrag zur Gewichtsreduktion und zum Besuch einer Schule für Autisten.
„Sicher“, meint Rooney Mara, „waren das die anstrengendsten Dreharbeiten meines Lebens, dennoch möchte ich keinen Tag missen.“ In die Figur der Lisbeth hatte sie sich total hineingelebt: „Ich verstehe sie total. Trotzdem möchte ich im wirklichen Leben nicht so sein müssen wie sie.“
Kickboxen trainiert sie weiterhin, mit dem Motorrad aber wird sie nicht durch Los Angeles brausen: „Dazu brauche ich im wirklichen Leben einen Führerschein. Den habe ich nicht.“ (lh)