Ein Fall für den Psychologen
Der kritische Ton einiger US-Notenbanker über die Erfolgsaussichten der großen Geldflut schockte die Finanzszene. Aus Sorge vor dem Wertverlust ihrer Positionen wirft sie diese auf den Markt und bewirkt damit ihren Wertverlust. Da ist sie also, die Panik an den Börsen. Sie ist angebracht, weil dort längst wieder eine Blase entfacht wurde. Die geschaffenen Buchwerte gehen zwar in der Logik der herrschenden Finanztheorie in Ordnung. Die reale Wirtschaftslage spiegeln sie hingegen weder für die Gegenwart noch für eine realistisch erwartbare Zukunft wider. Genau das wurde den Finanzjongleuren gestern in Form von Konjunkturzahlen vor Augen geführt. Die Daten verstärkten den ohnehin geweckten Fluchtreflex. Wahrscheinlich gibt es darüber in naher Zukunft mehr zu berichten.
Der hierzulande gern kritisierte Ölmarkt wartet immer wieder mit Meldungen auf, die das Bild von Endzeitstimmung konterkarieren. Dieser Markt hat zwar langfristig, wie andere Märkte für fossile Rohstoffe auch, ein natürliches Ende, weil die mineralischen Rohstoffe der Erde endlich sind. Aktuell überrascht er aber mit wachsenden Angeboten. Das ergibt sich aus globalen Berichten und es steht in einzelnen Firmenbilanzen. So meldet Exxon Mobile im 19ten Jahr in Folge höhere Ölfunde als Ölentnahmen. In 2012 förderte der Konzern 1,4 Mrd. Barrel Rohöl und schuf eigene Reserven von 1,8 Mrd. Barrel. Das Gros der neuen Reserven befindet sich in Nordamerika. Nicht zuletzt dieser Umstand sorgt für eine stagnierende Nachfrage nach OPEC-Öl bei gleichzeitigem Aufbau der Fördereinrichtungen des Kartells. Deshalb wachsen auch deren Reservekapazitäten. Die Aussichten der nächsten zwei bis drei Jahre geben keinen Anlass, den Ölmarkt bullisch zu bewerten. Sie rufen nach einer Korrektur des Börsengeschehens.
Gleichen Gehalt haben die aktuellen US-Bestandszahlen. Sie weisen einen deutlichen Aufbau in den Rohöllagern auf. Angesichts der angeschlagenen Stimmung der Finanzszene wurde auch diese Information bärisch behandelt, obwohl die Entwicklung der Produktenbestände eine bullische Interpretation zuließe. Die Börsen handeln eben nicht rational. Dort ist alles Psychologie. Im Einzelnen melden DOE (Department of Energy) und API (American Petroleum Institute) folgende Bestandszahlen zur wöchentlichen Veränderung:
Rohöl: +4,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,0 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -2,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,6 Mio. Barrel (API)
Benzin: -2,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,1 Mio. Barrel (API)
In Summe ergibt sich ein Abbau von 1,1 (DOE) bzw. ein Aufbau von 1,3 (API) Mio. Barrel. Die Raffinerieauslastung beträgt nur noch 83 Prozent. Das ist gering, aber genug für die schwache US-Binnennachfrage. Der geringe Produktenbestand könnte zwar noch einmal für bullische Zwecke missbraucht werden. Gewichtiger für die Preisbildung dürften aber übergeordnete Umstände der Geld- und Wirtschaftspolitik sein, die ernsthaften Anlass zur Kritik geben.
Heute Morgen zeigt die Ölbörse eine Gegenreaktion auf den starken Verlust der letzten Tage. Es ist nicht auszuschließen, dass der aktuelle Abgang damit bereits beendet wird. Grundsätzlich sollten aber tiefere Notierungen eintreten, wenn nicht jetzt dann später. Für die Tonne Gasöl werden 979,75 Dollar bezahlt. Das Barrel Rohöl wird in New York zu 93,06 Dollar und in London zu 114,00 Dollar gehandelt. Der US-Dollar kostet 75,72 Eurocent.
Unsere Heizölpreise gaben erneut nach. Die Stärke der Bewegung ist im Vergleich zu dem, was an den Ölbörsen geschieht, moderat. Das liegt am nicht minder heftigen Anstieg des Dollars. Er ist immer dann zu beobachten, wenn Finanzjongleure in Panik geraten. Ihre Flucht aus Öltiteln führt sie in die vermeintlich sichere US-Währung. Der Binnenmarkt ist weiterhin ruhig. Dieser Umstand hält die Margen niedrig. 3.000 Liter Heizöl kosten im Bundesdurchschnitt mittlerweile fünf Prozent weniger als vor einem Jahr. Wer wegen eines zur Neige gehenden Heizölvorrats kaufen muss, ist also gut gestellt. Im Laufe des Jahres erwarten wir zeitweise niedrigere Preise. Wann sie kommen, weiß niemand. Wenn sie da sind, sollte man nachkaufen. Im Übrigen sind wir der Meinung, dass es mehr denn je angebracht ist, sich mit der Reduzierung des eigenen Verbrauchs zu beschäftigen. Dazu empfehlen wir in einem ersten Schritt unseren e-Peilstab. Mit ihm lässt sich der Heizölverbrauch messen. Auf esytrol entsteht aus den Messungen ein Bild zur Energieintensität des eigenen Hauses. Wenn das bekannt ist, können Handlungen folgen.
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