Trotz der vielfältigen Möglichkeiten des E-Learning wollen Österreichs Studierende auch weiterhin den Weg in die Hörsäle der Universitäten nicht missen - um persönliche Kontakte mit ihren Lehrenden und Kommilitonen zu haben. Das ist u.a. das Ergebnis einer österreichweiten Studie am Institut für Psychologie der Universität Graz, für die Studierende nach ihren Erfahrungen und Vorstellungen zum Lernen im virtuellen Raum befragt wurden. Am 16. April wurden die Ergebnisse im Rahmen eines Symposiums in Graz präsentiert.
Seit mehr als zehn Jahren bemühen sich die österreichischen Universitäten und Fachhochschulen E-Learning-Angebote auf- und auszubauen, um so das Studienangebot virtuell anzureichern. Das Lernen und Lehren in virtuellen Räumen mit Hilfe digitaler Medien hat die Möglichkeiten der Lehre erweitert und die Lernprozesse verändert. Welche Vor- und Nachteile Studierende mit der Nutzung von E-Learning-Angeboten in den unterschiedlichsten Formen verbinden, hat ein Team von Psychologen um Manuela Pächter erhoben.
Virtuelles Lernen reicht nicht
Es habe sich gezeigt, dass die mehr als 2.000 befragten Studierenden von 16 Universitäten und 13 Fachhochschulen das Lernen mit Neuen Medien durchwegs positiv beurteilen, so Pächter im Gespräch mit der APA. Das Ergebnis der Studie "eStudy - eLearning im Studium" zeige aber auch, dass Studierenden der virtuelle Unterricht alleine nicht reiche. Sie wünschen sich vielmehr eine ausgewogene Mischung zwischen Online- und Präsenzlehre sowie hohe E-Learning Expertise der Lehrenden im Begleiten der Studierenden.
"Studierende schätzen am E-Learning vor allem die zeitliche und räumliche Flexibilität", so die Psychologin. Wenn es aber um das Erwerben von sozialer oder anwendungsbezogener Kompetenz geht, sei für sie der direkte Kontakt mit den Vortragenden unersetzlich. Hier sei es besonders wichtig, "dass eine Ansprechperson zur Verfügung steht, die gut erreichbar ist, zeitnahe Rückmeldungen gibt und den Studierenden im Lernprozess beratend, unterstützend und motivierend zur Seite steht". Speziell was die Organisation von Studierenden angeht, sieht Pächter noch Verbesserungspotenzial: "E-Learning setzt gutes Selbstmanagement und profunde Kenntnisse der eigenen Lernpersönlichkeit voraus", gibt sie zu bedenken. Kinder und Jugendliche sollten von Bildungseinrichtungen und der Familie auf eine entsprechende Lernzukunft bereits früh vorbereitet werden.
An der Uni Graz ist E-Learning großflächig im Einsatz: Hier wird vor allem die Methode des "Blended Learning" - die Nutzung von online bereitgestellten Inhalten in Kombination mit virtueller Interaktion der Lehrenden und Lernenden - praktiziert. Vor allem in den wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fächer ist das Angebot weit verbreitet. In einem Pilotprojekt werden außerdem derzeit von Uni Graz und Pädagogischer Hochschule ein Konzept zur mediendidaktischen Schulung angehender Lehrer entwickelt (APA/red, Bild APA)