«Dieses Jahr haben wir viele Impfversager»




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«Dieses Jahr haben wir viele Impfversager»

Mit Pietro Vernazza sprach Jonas Hoskyn.
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Infektiologe Pietro Vernazza trägt immer zwei Anti-Grippetabletten auf sich.

«Ob eine Grippe stark oder schwach ausfällt, das hängt vor allem vom Immunsystem ab.» Prof. Dr. Pietro Vernazza St. Galler Infektiologe.

«Ob eine Grippe stark oder schwach ausfällt, das hängt vor allem vom Immunsystem ab.» Prof. Dr. Pietro Vernazza St. Galler Infektiologe.
Bild: Keystone

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Herr Vernazza, die Grippewelle ist da. Was kann man jetzt noch machen?
Man kann versuchen zu verhindern, dass man angesteckt wird, indem man hygienische Massnahmen verfolgt. Das häufige Händewaschen ist eine davon. Und wenn man niesen oder husten muss, sollte man dies in den Ellbogen tun und nicht in die Hände.

Und wenn es einen erwischt hat?
In der Regel beginnt es plötzlich mit Unwohlsein, Muskelschmerzen, Fieber. Dann gibt es eigentlich nicht viel mehr Möglichkeiten, als zu warten, bis es vorbei ist. Es gibt allerdings die Möglichkeit der Behandlung mit Tamiflu. Das Problem: Die meisten begingen erst mit der Therapie, wenn sie schon einen oder zwei Tage krank sind. Das ist zu spät. Unsere Untersuchungen haben aber gezeigt, wenn man das Tamiflu in den ersten sechs bis zwölf Stunden einnimmt, hat dies eine hervorragende Wirkung. So kann es einem gelingen, die Grippesymptome im Durchschnitt auf einen Tag zu verkürzen. Die Möglichkeit ist allerdings noch sehr wenig bekannt.

Ist dies ein Problem?
Für einen gesunden Menschen ist eine Grippe selten ein Problem. Anders sieht es bei schwangeren Frauen oder Personen mit einer Lungenerkrankung aus. Dort wäre eine Therapie viel notwendiger. Das Ziel muss sein, wenigstens diese Personenkreise zu sensibilisieren.

Woran erkenne ich, dass ich eine Grippe habe und nicht bloss erkältet bin?
Eine Grippe und eine Erkältung sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Eine Grippe geht in der Regel mit Fieber einher. Man spürt eine allgemeine körperliche Müdigkeit und man hat Muskelschmerzen. Dazu kann Husten oder Durchfall kommen. Und momentan sind wir mitten in der Grippesaison. Wer jetzt diese Symp­tome hat, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass ihn die Grippe erwischt hat.

Und sollte man sofort zum Arzt rennen, wenn ich Sie richtig verstanden habe?
Es ist eine Ermessensfrage. Auch meine Kollegen würden in den meisten Fällen keine Medikamente nehmen. Ausserdem kostet Tamiflu etwa 50 Franken und wird nicht von der Krankenkasse übernommen. Ich habe aber an meinem Schlüsselbund immer eine Kapsel mit zwei Tabletten, damit ich rechtzeitig reagieren kann, wenn es mich erwischt.

Sind Sie denn nicht geimpft?
Doch, klar.

Aber das schützt nicht zuverlässig.
Die Grippeimpfung ist nicht hundertprozentig. Das hat nie jemand behauptet.

Trotzdem halten Sie es für sinnvoll, sich impfen zu lassen.
Auf jeden Fall. Ich impfe mich sogar mit einem Impfstoff, der für Personen ab 65 empfohlen ist. Ich bin zwar erst 59, aber ich will eine möglichst starke Wirkung der Impfung haben.

Dieses Jahr ist der Impfstoff aber nicht besonders optimal ausgefallen. Was bedeutet das?
Beim Impfstoff gibt es einige Einschränkungen. Man muss ein Jahr im Voraus versuchen herauszufinden, welches in der nächsten Saison der häufigste Erreger sein könnte. Dann werden drei verschiedene kombiniert. Allerdings muss man auch ein Virus haben, dass sich einigermassen gut kultivieren lässt, damit man den Impfstoff herstellen kann.

Warum ist die Grippe so hartnäckig?
Das Virus verändert sich laufend ein bisschen und passt sich an. Eine solche Änderung der Oberfläche entscheidet darüber, wie gut der Impfstoff das Virus erkennt. Dieses Jahr funktioniert das schlechter, deshalb haben wir auch mehr Impfversager.

Bedeutet das, man hat falsch kalkuliert?
Es ist ein bisschen wie eine Wetterprognose. Da ist es auch schwierig, jetzt schon das Wetter vom nächsten Jahr vorherzusagen. Man kann zwar annehmen, wie sich die Grippeviren möglicherweise verändern könnten. Aber die Weltgesundheitsorganisation WHO muss dies ein Jahr im Voraus tun. Das kann man nicht gut oder schlecht machen. Das kann man einfach optimieren.

Das sagt aber nichts darüber aus, ob wir es mit einem aggressiven oder schwachen Grippevirus zu tun haben.
Ob die Erkrankung stark oder schwach ausfällt, hängt vorwiegend davon ab, wie gut mein Immunsystem bereits geschützt ist. Wenn ich mich seit 30 Jahren impfen lasse, hat mein Immunsystem jedes Jahr ein bisschen etwas dazugelernt. Dann verläuft auch eine Grippeerkrankung in der Regel milder. Auch wer letztes Jahr an der Grippe erkrankt ist, hat dieses Jahr bessere Chancen, gesund zu bleiben.

Also kann man gar nicht von mehr oder weniger aggressiven Grippeviren sprechen?
Die Frage ist vielmehr, wie gut passt das Virus auf die lokal vorhandene Immunantwort. Wenn diese in der Bevölkerung sehr ähnlich ist, hat man hier keine schwere Grippe. An einem anderen Ort kann das anders aussehen. Und dieses Jahr haben wir halt hier eine ziemlich heftige Grippe.

In den vergangenen Jahren wurde regelmässig wegen Schweine- oder Vogelgrippe Alarm geschlagen. Hat dies zu einer Sensibilisierung geführt?
Eher zu einer Abstumpfung. Einige hatten danach das Gefühl, es sei viel Gerede um wenig gemacht worden. Die Pandemie ist zwar nicht so schwer ausgefallen wie befürchtet, aber sie war alles andere als harmlos. Wir hatten am Kantonsspital St. Gallen über eine längere Zeit jeweils mehrere Patienten auf der Intensivstation.

(Basler Zeitung)

Erstellt: 26.02.2015, 09:32 Uhr


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