Der Optimismus ist dem Menschen gewissermaßen ins Gehirn geschrieben. Eine gesunde Portion Selbstüberschätzung, das wissen Psychologen schon lange, führt bei so gut wie allen Menschen dazu, die eigenen Stärken systematisch und konsequent zu überschätzen, die eigenen Schwächen aber zu unterschätzen.
Dieses selbstwertdienliche Phänomen nennt sich "Überlegenheitsillusion" und bestimmt die Wahrnehmung in so ziemlich allen Lebensbereichen. Jeder hält sich insgeheim für ein bisschen schlauer und interessanter als die anderen, und gerne auch für beliebter und attraktiver.
Das ist ganz und gar nicht verwerflich: Die Überlegenheitsillusion ist gut für das Selbstbild und motiviert. Glauben mag man eine so unangenehme Entlarvung selbst trotzdem meist nicht so recht – bei den anderen mag das vielleicht zutreffen, aber bei mir?
Der Dopaminspiegel ist verantwortlich
Die Überlegenheitsillusion lässt sich nicht immer so einfach erkennen, schon gar nicht, wenn es um einen selbst geht. Eine Studie japanischer Wissenschaftler im Journal "PNAS" zeigt nun aber, dass das Phänomen kein Hirngespinst gelangweilter Psychologen ist.
Das Forscherteam um Makiko Yamada vom National Institute of Radiological Sciences konnte zeigen, dass der Dopaminspiegel in bestimmten Regionen des Gehirns für die Überlegenheitsillusion verantwortlich ist.
Sie untersuchten dazu die Hirnaktivität von 24 Männern im Stirnlappen, der für das situationsgerechte Handeln zuständig ist, und im Striatum, welches vor allem das Zusammenspiel von Motivation, Emotion und Kognition koordiniert.
Frühere Studien hatten bereits zeigen können, dass die Konzentration des anregenden Dopamins in diesen zwei Hirnarealen unter anderem die Stimmung und Motivation von Menschen beeinflusst.
Zwei Gehirnregionen spielen eine Rolle
Wie Yamada herausfand, war die Dopaminkonzentration im Striatum bei genau den Probanden am höchsten, die zuvor besonders stark der Überlegenheitsillusion verfallen waren.
Diese Hirnregion könnte also dafür zuständig sein, uns ein positives Selbstbild zu verschaffen, indem Attribute und Fähigkeiten mehr herausgestellt werden als eigene Unzulänglichkeiten. In Zusammenarbeit mit dem Stirnlappen wird daraus, um es hier etwas vereinfacht zu sagen, Optimismus.
Evolutionär gesehen, so Yamada, kann die Überlegenheitsillusion sogar als lebenswichtig eingestuft werden. Schließlich ist sie eine unerschöpfliche Quelle der Hoffnung – und wird mit jeder guten Tat wieder genährt.
Damit also schließt diese Kolumne, die diesmal doch wirklich besonders gut gelungen ist. Finden Sie nicht? Ich schon.
Gute-Laune-Lebensmittel gegen schlechte Stimmung
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