16.04.2014, 11:10 | Wissenschaft | Autor: idw | 0 Kommentare
Der Verlust von Wissen und Erinnerungen gehört zum Schlimmsten, was uns passieren kann. Mit zunehmendem Alter steigt bei vielen Menschen die Angst vor dem Vergessen. Der mit dem demografischen Wandel verbundene Anstieg von Demenzerkrankungen und die mangelnde Aussicht auf Heilmittel schüren diese Ängste noch weiter. Experten aus Neurobiologie, Medizin und Psychologie erörtern ab dem 24. April in den Sommervorlesungen der Akademie der Wissenschaften in Hamburg "Die Angst vor dem Vergessen: Gedächtnis – Altern – Demenz" wichtige Fragen zu diesem Thema.
Wie funktioniert unser Gedächtnis? Wie verändern sich kognitive Funktionen im Alter? Welche Veränderungen treten im Gehirn bei Demenzkrankheiten auf? Und: lassen Fortschritte in der Forschung darauf hoffen, dass sich die Alzheimer-Demenz irgendwann aufhalten oder verhindern lässt? Was sind unsere Handlungsoptionen jenseits von Menetekel und Hoffnung auf Wundermittel? In fünf Vorträgen werden auf diese und weitere Fragen zum Thema Antworten gegeben.
Zum Auftakt hinterfragt am 24. April 2014 Mathias Jucker vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung das "Altern ohne Alzheimer?" Der Träger des Hamburger Wissenschaftspreises 2013 zur Demenzforschung beantwortet mit Bezug auf neueste Forschungserkenntnisse unter anderem die Fragen: Wie kann man die Alzheimer-Erkrankung, die mit Veränderungen im Gehirn viele Jahre, bevor die ersten klinischen Symptome auftreten, beginnt, so rechtzeitig erkennen, dass eine effektive Therapie noch möglich ist? Was kennzeichnet eigentlich diese Veränderungen und woher kommen sie? Und: Auf welche Art und Weise können wir durch unsere Lebensführung das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, minimieren?
Die Hoffnungen und Sorgen rund um das alternde Gedächtnis und die Gesundheit im Alter beschäftigen Frieder R. Lang am 8. Mai 2014. In seinem Vortrag "Sorge um das alternde Gedächtnis: Hoffnung, Vorsorge oder Fürsorge?" zeigt der Leiter des Instituts für Psychogerontologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg aus psychologischer Sicht, wie subjektive Sichtweisen, (falsches) Wissen über Demenz und persönliches Alternserleben den Umgang mit realen Verlusten des Alterns prägen oder sogar erschweren.
Thomas Gruber, Leiter des Fachgebietes Allgemeine Psychologie an der Universität Osnabrück, erläutert am 22. Mai 2014 aus psychologischer und neurowissenschaftlicher Perspektive, wie es unserem Gehirn gelingt, die Vergangenheit zu (re)konstruieren. In seinem Vortrag "Gedächtnis – psychologische und physiologische Grundlagen" zeigt er, dass das Gedächtnis dabei nicht in einem zentralisierten Datenspeicher liegt, sondern durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Systeme im Gehirn vermittelt wird.
Unter dem Titel "Alzheimer lässt grüßen: Prävention und Behandlung kognitiver Störungen aus neuropsychologischer Perspektive" stellt Katja Werheid am 19. Juni 2014 zunächst die Möglichkeiten und Grenzen der Vorbeugung und der symptomatischen Behandlung im Hinblick auf Demenzerkrankungen dar. Anschließend wagt die Juniorprofessorin für Klinische Gerontopsychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin über den klinischen Kontext hinaus den Blick nach vorn: Wie könnte der Alltag in einer "demenzfreundlichen Bürgergesellschaft" aussehen? Und: Was sind die wichtigsten Baustellen bis zum Jahr 2030?
Zum Abschluss der Reihe fragt Michael T. Heneka am 3. Juli 2014 "Was tun gegen Alzheimer-Demenz?" und erläutert, "Warum wir die Krankheit verhindern, aber nicht heilen können". Auf Grundlage der Erkenntnis, dass die Alzheimer-Demenz nicht mit den ersten Gedächtniseinbußen beginnt, gibt der leitende Neurologe des interdisziplinären Klinischen Behandlungs- und Forschungszentrums für neurodegenerative Erkrankungen am Universitätsklinikum Bonn einen Einblick in das vielfältige Wechselspiel unterschiedlicher biologischer Vorgänge, die den Verlauf der Alzheimer-Krankheit prägen, und zeigt auf, was wir heute schon vorbeugend tun können.
Alle Veranstaltungen finden statt in den
Baseler Hof Sälen
Esplanade 15
20354 Hamburg.
Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten unter .
Termine, Themen, Referenten
Donnerstag, 24.04.2014
Altern ohne Alzheimer?
Prof. Dr. Mathias Jucker, Tübingen
Donnerstag, 8. Mai 2014, 19.00 Uhr
Sorge um das alternde Gedächtnis: Hoffnung, Vorsorge oder Fürsorge?
Prof. Dr. Frieder R. Lang, Nürnberg
Donnerstag, 22. Mai 2014, 19.00 Uhr
Gedächtnis – psychologische und physiologische Grundlagen
Prof. Dr. Thomas Gruber, Osnabrück
Donnerstag, 19. Juni 2014, 19.00 Uhr
Alzheimer lässt grüßen: Prävention und Behandlung kognitiver Störungen aus neuropsychologischer Perspektive
Prof. Dr. Katja Werheid, Berlin
Donnerstag, 3. Juli 2014, 19.00 Uhr
Was tun gegen Alzheimer-Demenz? Warum wir die Krankheit verhindern, aber nicht heilen können
Prof. Dr. Michael T. Heneka, Bonn
Weitere Informationen und Pressekontakt:
Dr. Elke Senne
Akademie der Wissenschaften in Hamburg
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Die Akademie
Der Akademie der Wissenschaften in Hamburg gehören herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen aus dem norddeutschen Raum an. Als Arbeitsakademie will sie dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen Fächern, Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen zu intensivieren. Sie fördert Forschungen zu gesellschaftlich bedeutenden Zukunftsfragen und wissenschaftlichen Grundlagenproblemen und macht es sich zur besonderen Aufgabe, den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit anzuregen. Die Grundausstattung der Akademie wird finanziert von der Freien und Hansestadt Hamburg. Präsident der Akademie ist Prof.*Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Edwin J. Kreuzer. Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg ist Mitglied in der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften.
Weitere Informationen:
- http://www.awhamburg.de/veranstaltungen
Quelle: idw