Der Shakespeare des Films: Vor 30 Jahren starb Fassbinder
05.06.2012, 15:33 Uhr | dpa
Regie-Legende Rainer Werner Fassbinder starb am 10. Juni 1982. (Quelle: dapd)
Rainer Werner Fassbinder gilt als der vielleicht größte deutsche Filmemacher. Als er viel zu früh starb, hinterließ er einen Mythos. Am 10. Juni jährt sich sein Todestag zum 30. Mal.
Seine Ansprüche waren stets alles andere als bescheiden: "Ich möchte für das Kino sein, was Shakespeare fürs Theater, Marx für die Politik und Freud für die Psychologie war: Jemand, nach dem nichts mehr ist wie zuvor", sagte Rainer Werner Fassbinder einmal. Viel Zeit hatte er dafür nicht. Im Alter von nur 37 Jahren starb der Regisseur 1982 in seiner Münchner Wohnung. Am 10. Juni jährt sich sein Todestag zum 30. Mal.
"Schlafen kann ich, wenn ich tot bin"
"Schlafen kann ich, wenn ich tot bin", lautet Fassbinders wohl berühmtester Satz - und entsprechend diesem Motto lebte der Regisseur auch. Bis zu seinem frühen Tod machte er 40 Filme, darunter "Angst essen Seele auf" (1973), "Fontane Effi Briest" (1974), "Die Ehe der Maria Braun" (1978) und "Berlin Alexanderplatz" (1980). Er entdeckte Stars wie Hanna Schygulla und wurde zum erfolgreichsten Regisseur im Nachkriegsdeutschland.
Sein Leben war ein "Selbstmord auf Raten", schreibt Fassbinder-Biograf Jürgen Trimborn in seinem jüngst erschienenen Buch "Ein Tag ist ein Jahr ist ein Leben". Todesursache war wohl eine vermutlich versehentliche Überdosis Kokain. Wie alles bei Fassbinder hatte auch sein Rauschmittelkonsum schnell exzessive Formen angenommen, seine vulkanartigen Wutausbrüche sind inzwischen Teil der Filmgeschichte. "Nicht selten kam es bei der Arbeit zu Prügeleien", schreibt Trimborn. Eine Kostprobe: Als Fassbinder sich einmal über einen Herstellungsleiter aufregte, tat er das so: "Jetzt schlag' ich dir die Schnauze ein, du fettes, dickes Schwein. Ich bring' dich um, ich schlitz' dich auf!"
Unerfüllte Liebe zu Günther Kaufmann
Trimborn schreibt von einer zerrissenen und unglücklichen Kindheit Fassbinders, geprägt von Zurückweisung und Einsamkeit. Es war der Start in ein turbulentes und alles andere als bürgerliches Leben. Fassbinders Münchner Wohnung hieß mitunter "Bumsburg", schreibt er. Von Fassbinders Verhaftung in einer Pariser Schwulensauna berichtet Trimborn, von seiner großen, unerfüllten Liebe zu seinem "bayerischen Neger", dem kürzlich verstorbenen Günther Kaufmann - und der mehr als überraschenden, und nur zwei Jahre dauernden Ehe mit der Schauspielerin Ingrid Caven.
Zeitweise und lange vor seinem Erfolg, so schreibt Trimborn, prostituierte der homosexuelle Fassbinder sich als Stricher. Der Autor zitiert den Filmproduzenten Michael Fengler: "Für ihn war es eine ganz natürliche Sache, sich kaufen zu lassen, er hatte da gar keine wie auch immer gearteten Bedenken."
Filmemachen besser als Sex
Obwohl Fassbinder auch 17 Theaterstücke schrieb, war der Film seine Bestimmung. Daran lässt Biograf Trimborn keinen Zweifel: "Als ich die erste Einstellung in meinem Leben gedreht habe, das war eigentlich toller als der tollste Orgasmus, den ich je hatte. Das war ein Gefühl, das war unbeschreiblich", zitiert er ihn. Fassbinders Traum: "Viele Filme machen, damit mein Leben zum Film wird." Diesen Traum hat sich Fassbinder erfüllt.
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Quelle: dpa
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Kommentare (1)
Thema: "Der Shakespeare des Films: Vor 30 Jahren starb Fassbinder"
Mr_P schrieb:
am 5. Juni 2012 um 17:38:26
(0) (0)
Trimborn
Aha, soso - eine neue Biografie ... kaum vorstellbar, daß die auch nur annähernd an "Schlafen kann ich, wenn ich tot bin - das
atemlose Leben des Rainer Werner Fassbinder" von seinem langjährigen Freund und Regieassistenten Harry Baer heranreicht, der im Gegensatz zu Herrn Trimborn "Rainer Werner Wahnsinn" viele Jahre aus nächster Nähe erlebt hat.
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