Psychologie muss herhalten, um den verbalen Amoklauf des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un zu erklären. Die Drohungen an die USA und Südkorea seien zu guten Teilen innenpolitisch motiviert, heißt es. Der junge, unerfahrene Führer wolle den Militärs im eigenen Land zeigen, dass er das Zeug zum Leitwolf hat. Mag sein, dass da etwas dran ist. Beruhigend ist diese Analyse nicht. Denn keiner weiß, wie Kim reagiert, wenn er realisiert, dass die Welt ihn für einen gefährlichen Quartalsirren hält. Einige Klicks im Internet würden reichen, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Das Netz quillt über von Hohn und Spott über den kleinen Mann.
Was kann der Westen tun? Vor Jahren hatte die Taktik Nahrungslieferungen für Wohlverhalten nur kurzfristig Erfolg. Einseitig auf Sanktionen zu verzichten, würde Nordkorea als Schwäche auslegen. Kim muss klargemacht werden, dass seine Drohungen ins Leere gehen.
Der Schlüssel, die Lage zu entschärfen, liegt in China. So wird der Westen versuchen müssen, Peking zu bewegen, seinen unberechenbaren Verbündeten in die Schranken zu weisen. Das war bisher schwierig und wird mühsam bleiben. Aber einen anderen Weg gibt es nicht.