Wer einen geliebten Menschen verloren hat, zeigt eine lebenswichtige Reaktion: Er trauert. Dies hilft ihm, den Verlust zu verarbeiten und das seelische Gleichgewicht wiederzuerlangen. Angesichts der unterschiedlichen seelischen und körperlichen Reaktionen spricht die Freiburger Professorin Kerstin Lammer vom ganz normalen Chaos der Trauer.
Psychologen teilen den Trauerprozess zumeist in vier Phasen ein. Das bekannteste Modell stammt von der Züricher Psychologie-Professorin Verena Kast.
Erste Phase: Der Tod eines geliebten Menschen löst bei dem Hinterbliebenen einen Gefühlsschock aus. Er will den Verlust nicht wahrhaben und fühlt sich oft selbst „wie tot“. Typische körperliche Symptome sind schneller Pulsschlag, Schwitzen, Übelkeit und Unruhe.
Zweite Phase: Die Gefühle spielen verrückt. Sie reichen von Trauer, Wut und Zorn bis zu Schmerz, Niedergeschlagenheit, Schuldgefühlen und Angst. Die Stimmungen schwanken, und der Hinterbliebene wird von Schuldgefühlen gequält.
Dritte Phase: Der Trauernde sucht den Verstorbenen – an Orten, die er mochte, in den Gesichtszügen anderer Menschen oder indem er seine Gewohnheiten übernimmt. Er setzt sich mit dem Verstorbenen auseinander und beginnt, ein Weiterleben ohne ihn zu akzeptieren.
Vierte Phase: Die Gedanken und Handlungen kreisen nicht mehr ausschließlich um den Verstorbenen. Der Trauernde kann sein Leben wieder selbst gestalten und ist in der Lage, neue Beziehungen einzugehen – ohne dass er den Verstorbenen vergisst.