Schluss mit dem Schönheitswahn: Im Netz entsteht eine Gegenbewegung zu den Magerfotos junger Mädchen. Auf Instagram und Twitter feiern junge Frauen unter Hashtags wie #Curvy oder #ThighReading feiern ihren Körper - so, wie er ist.
Es gibt sie, diese Hashtags, die man lieber nicht bei Twitter oder Instagram eingibt. #Skinny ist so einer: Tausende Fotos zeigen die ausgemergelten Körper junger Frauen. Auch unter #Thinspo (aus „thin“ - dünn - und „inspiration“) findet man ständig neue Bilder von viel zu dünnen Frauenkörpern, unter #Bonespo (aus „bones“ - Knochen - und „inspiration“) Fotos von jungen Mädchen, die eher an Skelette erinnern.
ThighGap und ColarBone: absurde Schönheitsideale
Immer wieder wird in den sozialen Netzwerken ein neuer Trend für ein noch absurderes Körperideal ausgerufen, das junge Frauen unter Druck setzt: Der Hashtag #ThighGap propagiert eine Lücke zwischen den Oberschnenkeln, unter #ColarBone werden hervorstehende Schlüsselbeinknochen als Nonplusultra inszeniert.
Doch nicht nur, dass junge Frauen mit diesen Bildern konfrontiert werden oder sie selbst einstellen. Viele gehen noch einen Schritt weiter: Unter #ProAna (Pro Anorexia) oder #ProMia (Pro Bulimia) stacheln sie sich sogar gegenseitig an, ihre Essstörungen weiter zu kultiveren. „Nichts schmeckt so gut, wie es sich anfühlt, dünn zu sein“, liest man unter erschreckenden Fotos. Manche Frauen suchen über die Hashtags „Buddies“, die sie bei ihren kranken Zielen unterstützen.
Curvy,ThighReading: Hashtags für ein positives Körperbild
Doch inzwischen gibt es eine Gegenbewegung: Unter dem Hashtag #curvy zeigen Frauen ihre vermeintlich weniger perfekten Körper und feiern ihre Kurven. Unter #ThighTeading sind weibliche Oberschenkel mit Dehnungsstreifen und Zellulitis zu sehen. Auch #LoveYourLines propagiert ein liebevolleres Verhältnis zu Schwangerschaftsstreifen. Die ungeliebten Muster werden als Lebenslinien inszeniert, als Alleinstellungsmerkmale, ja, fast schon als Kunstwerke.
Fatkini, EffYourBeautyStandards: Mehr Selbstliebe
Unter dem Hashtag #Fatkini demonstrieren füllige Frauen dafür, sich nicht verstecken oder bedecken zu müssen und zeigen sich am Strand in Bademode. Das amerikanische Model Tess Holliday hat den Hashtag #EffYourBeautyStandards ins Leben gerufen, um für mehr Selbstliebe zu werben. Sowohl Frauen als auch Männer posten unter dem Hashtag seither Fotos ihrer vermeintlich nicht idealen Körper.
FCK YOUR BEAUTY STANDARDS ✨ p.s thanks to everyone who came out to meet me tonight! #TessHolliday
Ein von +Size Model || Feminist (@tessholliday) gepostetes Foto am 12. Jun 2015 um 22:34 Uhr
Tess Holiday sieht sich selbst als Aktivistin für „Body Positivity“, ein positves Körperbild. Dass die Feministin mit ihren Kurven aber nach wie vor als sogenanntes „Plussize-Model“ gilt, zeigt, dass es noch ein langer Weg ist, bis Hashtags wie „EffYourBeautyStandards“ überflüssig werden. (rer)