Von Psychologie aktuell Autor Dr. Hubert Steinberg.
Zu den „Weisheiten", die mit oft mit kapitulierendem Unterton gesagt werden, gehören diese: „Menschen ändern sich nicht, schon gar nicht im Alter. Der ist eben so, der war schon immer so und wird immer bleiben". Andererseits boomen Selbstfindungsseminare, Coaching zur Selbstoptimierung und jeder will irgendwie ein noch besserer Mensch werden - was auch immer das bedeuten soll. Wir handeln, als wären wir als unbeschriebene weiße Blätter auf die Welt gekommen, hätten dann durch Erziehung und Erfahrung eine Persönlichkeit, ein individuelles Selbst, entwickelt und könnten dieses dann nach Belieben weiter modifizieren. Doch weit gefehlt!
Wir kommen als Plug Play Versionen auf die Welt!
Die allermeisten Anlagen bringt der Mensch mit ins Leben. Erziehung kann diese Anlagen nur fördern oder behindern. Um zu überprüfen, ob diese Erkenntnis stimmt, braucht man noch nicht mal einen Universitätsabschluss. Jeder Hundehalter, der mit Welpen zu tun hat, kann dies bestätigen: die Kleinen kommen mit einer Persönlichkeit auf die Welt. Wenn das schon bei Hunden der Fall ist, um wie viel wahrer ist das dann für den Menschen?
Man sagt auch nicht aus bloßem Zufall, „der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" oder „die Schmidts sind eben alle übervorsichtig". Dass dies kein Produkt der Erziehung ist, belegt auch die Zwillings- und Adoptionsforschung. Man kann Kinder ab der Minute ihrer Geburt voneinander trennen - sie werden trotzdem die Persönlichkeitsmerkmale ihrer genetischen Herkunftsfamilie entwickeln. Solche Wahrheiten verdrängt der moderne Mensch gerne.
Wir hätten es gerne, dass wir uns formen könnten, wie wir wollen. Doch wir sind keine Knetmasse, die sich durch Wünsch-Dir-was Gurus und ihre Rezepte neu formen lässt. Die höchste psychologische Kunst besteht darin, mit sich selbst gut auszukommen, beziehungsweise genau das zu lernen. Alles andere ist ein Holzweg ins Nichts.
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