Ein Zocker ist Christian Schwerdt nicht. Er spielt Bridge auf hchster Ebene, Zufall und Kartenglck spielen dann keine Rolle. Taktik, Psychologie und Konzentration sind gefragt. Im Herbst fliegt er zur WM.
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Christian Schwerdt spielt gerne in der Haller Pizzeria "Postkutsche" Bridge. Im Oktober tritt er bei der Weltmeisterschaft in Indien an.
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Der gebrtige Karlsruher Christian Schwerdt ist mit Bridge, das mit einem franzsischen 52-Blatt ohne Joker gespielt wird, gro geworden. Schwerdts Vater war es nmlich, der 1969 gemeinsam mit ein paar Freunden den Haller Bridgeclub grndete. "Bei uns zu Hause gab es oft statt eines Nachtischs eine Runde Bridge", erinnert sich der Haller Rechtsanwalt. Das Bridge-Fieber habe ihn sofort erfasst. "Ich habe abends unter der Bettdecke mit der Taschenlampe Bridgebcher gelesen, bis meine Mutter kam." 1971 trat er in den Club ein und wurde 1978 erstmals deutscher Meister. "Mit 20 war ich damals der jngste, den es je gab", berichtet er. Inzwischen sind 13 weitere deutsche Meisterschaften dazugekommen.
Aber wie wird man in einem Kartenspiel deutscher Meister? Um den Zufall auszuschalten, wird bei einem Turnier nacheinander an den Vierer-Tischen mit exakt den gleichen Karten gespielt. Es kommt nicht auf das einzelne gewonnene Spiel an, sondern auf das im Vergleich zu anderen Spielern mit einem bestimmten Kartenblatt erreichte Ergebnis. Es gibt also keine schlechten oder guten Karten. Entscheidend ist, was das Paar, das zusammen Bridge spielt, aus der jeweiligen Zusammenstellung macht.
Mit seinem Bridge-Partner Julius Linde aus Gttingen verabredet sich Schwerdt einmal in der Woche am PC gegen andere Spielerpaare. "Am Computer kann ich auch verschiedene Spielsituationen trainieren und mich mit anderen Spielern vergleichen", erklrt der 56-jhrige Jurist. Genauso wichtig wie das Ablegen der Karten ist die Phase davor, das Reizen. Dabei geht es darum, sich festzulegen, wie viele Stiche jeder Spieler zusammen mit seinem Partner erreichen will. "Spiel und Kontrakt, das hchste Gebot beim Reizen, mssen zusammenpassen. Es ntzt die beste Spieltechnik nichts, wenn der Kontrakt nicht entsprechend ist und umgekehrt", sagt der Bridgeexperte. Bei Turnieren reizen die Spieler mit vorgegebenen sogenannten Bidding-Karten. "Damit man nicht ber den Tonfall Informationen an seinen Partner geben kann. Auerdem steht diagonal auf dem Tisch eine Trennwand, sodass man seinen gegenbersitzenden Partner auch nicht sieht", schildert Schwerdt.
Etwas lockerer geht es bei den wchentlichen Clubabenden in der Haller Pizzeria "Postkutsche" zu. "Bridge hat ja auch mit Geselligkeit zu tun", findet Schwerdt. Dort spielt er meist mit seiner Frau als Partnerin. Diese Spielrunden sind fr ihn, der auf hchstem Niveau spielt, recht entspannend. "Aber es gibt auch da immer wieder interessante Situationen", erzhlt er. Nach einigen Jahren Pause auf internationaler Ebene wollte Schwerdt es noch einmal wissen. "Bevor ich bei den Senioren spiele", meint er halb im Scherz. Dieses Jahr hat er schon einige internationale Erfolge erreicht. "Im Moment luft es ganz gut", kommentiert er bescheiden.
Als Nchstes geht es Ende Juni nach Norwegen zur Europameisterschaft und dann vom 26. September bis 10. Oktober nach Indien zur Team-Weltmeisterschaft. Schwerdt hat schon vorgesorgt: In den drei Wochen hat er keine Gerichtstermine und seine Kollegen bernehmen die Flle. Gute Voraussetzungen also, um voll konzentriert zu sein. "So ein Turnier macht unheimlich Spa, aber man kommt an seine Grenzen. Man muss mental und krperlich fit sein", sagt er. Jedes Land tritt mit drei Paaren an, davon spielen immer zwei. Jeder spielt also tglich bis zu fnfeinhalb Stunden. "Danach brauche ich wahrscheinlich Urlaub", sagt der Vellberger und lacht.
Donnerstags wird gespielt
Weitere Informationen gibt es beim Bridgeclub Schwbisch Hall, der sich jeden Donnerstag um 19.15 Uhr in der "Postkutsche" in der Schenkenseestrae 69/2 trifft. Mehr auch im Internet unter der Adresse www.bridgeclub-schwaebisch-hall.de.
SWP