Braune Parolen: Tino Brandt in einem Archivbild aus dem Jahr 2001 Foto: MZ-Archiv/Peter Jülich
<!-- -->
München. Der Zeuge, der endlich Licht ins Dunkel um das geheime Leben des mutmaßlichen NSU-Terrortrios bringen und die seltsame Rolle des Verfassungsschutzes bringen soll, erschient am 127. Verhandlungstag um 9:51 Uhr. Ausdruckslos schaut der kleine, untersetzte Mann mit den kurz rasierten Haaren über Beate Zschäpe und die anderen Angeklagten im Münchner NSU-Prozess hinweg, seine rechte Hand ist eng an das Handgelenk eines Polizisten gefesselt. Tino Brandt kommt aus der Untersuchungshaft: Verdacht auf Zuhälterei und sexuellen Mißbrauch, ein zum Tatzeitpunkt 15jähriger Junge hat ihn angezeigt. Doch darum geht es an diesem Dienstag nicht.
Tino Brandt ist eine schillernde Figur. Dunkelbraun schillernd, und auch in Regensburg kein Unbekannter. Nachdem er schon als Schüler in der rechten Szene Thüringens aufgefallen war, zog er 1993 als 18-jähriger nach Regensburg, wo er eine Ausbildung in einem Supermarkt begann und von seiner Wohnung im Kolpinghaus aus einen Kader des später verbotenen „Nationalen Blocks“ aufbauen wollte. Als Antifa-Gruppen auf in aufmerksam wurden und Flugblätter über seine Aktivitäten verteilten, zog er vor Gericht. Und gewann: Zwei Männer wurden wegen Verleumdung zu einer Geldstrafe verurteilt.
Zschäpe „keine dumme Hausfrau“
Nun sitzt er da, der Mann, der wohl erzählen könnte, wie es Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhard gelang, jahrelang unentdeckt im Untergrund zu leben und in dieser Zeit mutmaßlich zehn Menschen umzubringen. Gekannt hat er die drei, deren „Jenaer Kameradschaft“ war Teil des „Thüringer Heimatschutzes“, kurz THS, den Brandt nach seiner Rückkehr in den Osten aufbaute. Auf dem Mittwochsstammtisch traf man sich, bei Kadersitzungen, bei Schulungen. Zschäpe, erzählt Brandt, sei ruhig und zurückhaltend gewesen, adrett gekleidet. Bei Schulungen, bei denen es um Germanentum und Rechtskunde ging, habe sie gut mitreden können und „Fachwissen“ gezeigt: „Die ist keine dumme Hausfrau“. Uwe Mundlos habe seinen Namen zu recht getragen, der habe immer den Mund offen gehabt, sich überall schnell integriert und sei ein „Omaliebling“ gewesen. Und ein „nationaler Sozialist“. Uwe Böhnhardt sei eher schweigsam gewesen, interessiert an Waffen, militant, oft gekleidet in schwarz, „wie eine Uniform“.
<!-- -->