Wer die Sitzordnung für eine Hochzeit erstellt, braucht vier Dinge: eine Gästeliste, Papier, einen Bleistift mit Radierer – und einen Abschluss in Psychologie. Denn so ein Plan ist ein Mienenfeld. Manche Gäste darf man nicht trennen, andere nicht zusammenführen, und dann soll noch an jedem Tisch der Bär steppen.
Am einfachsten scheint es, die Tische nach Gruppen zu besetzen – seine Cousins, ihre Studienfreunde, ... Doch wer will, dass sich die Gruppen mischen, muss mutig sein. Wir haben Fremde mit Gemeinsamkeiten zusammengesetzt: Schwangerschaft, Fußballfieber, Verwandte in Spanien. Bei den Gesprächseinstiegen haben wir nachgeholfen. In kleinen Vorstellungsrunden zwischen den Menü-Gängen wurde über jeden Gast eine – oft kuriose – Besonderheit verraten.
Unsere Rechnung ging tatsächlich auf. Neulich erst erzählte eine Freundin von ihrer Plauderei mit dem Cousin meines Mannes. Die Gemeinsamkeit der beiden: ihr schräger Humor. Als er ihr sagte, dass er Ben-Alexander heiße, aber lieber Alexander genannt werden wolle, entgegnete sie, ihr Name sei Claudia, er möge sie aber bitte mit Dia ansprechen. Dafür fragte er sie später, ob sie ihr Kleid für eine Kirche nicht auch zu kurz gefunden habe.