Ärzte raten von der Lustpille für Frauen ab


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Ärzte raten von der Lustpille für Frauen ab

Zwei Anläufe scheiterten, dann wurde Addyi – besser bekannt als «Viagra für Frauen» – in den USA doch noch zugelassen. Fachleute glauben jedoch nicht an eine Wirkung.

Wurde ursprünglich in Deutschland entwickelt: Die Lustpille für die Frau, «Pink Viagra» (19. August 2015)

Wurde ursprünglich in Deutschland entwickelt: Die Lustpille für die Frau, «Pink Viagra» (19. August 2015)
Bild: EPA/Sprout Pharmaceuticals

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    Das Viagra für Frauen kommt doch noch auf den US-Markt. Viele Frauenärzte sind jedoch vor dem Verkaufsstart der rosa Tablette skeptisch. Flibanserin heisst der Arzneistoff, besser bekannt ist das Medikament Addyi als «Viagra für Frauen». Nach zwei gescheiterten Anläufen hatte das Mittel im August die Zulassung für den US-Markt bekommen. Morgen kommt Addyi nun in die Läden. «Der süsseste Tag», jubelt die Herstellerfirma Sprout Pharmaceuticals bereits auf der Werbe-Website.

    Viele Fachleute sind allerdings nicht davon überzeugt, dass das Medikament ein Erfolg wird – weder unternehmerisch noch in seiner Wirkung. «Die vielen Schwierigkeiten in der Anwendung werden es nicht wert sein», sagte die Sex-Therapeutin Leonore Tiefer von der New York University der «New York Times».

    Lustpille für Frauen überfällig

    Dabei sei ein Mittel gegen sexuelle Unlust bei Frauen eigentlich längst überfällig, sagte die Gynäkologin Karen Adams von der Health and Science University im Bundesstaat Oregon dem «Forbes»-Magazin. «Zwischen 40 und 50 Prozent aller Frauen haben irgendeine Art von sexueller Störung. Das ist also sehr verbreitet und so gesehen hat sich auf dem Pharma-Entwicklungsmarkt da noch nicht viel getan.»

    «Pink Viagra» wurde ursprünglich in Deutschland entwickelt. Das kleine US-Unternehmen Sprout Pharmaceuticals aus North Carolina hatte von der deutschen Boehringer Ingelheim das Patent übernommen, nachdem die Rheinland-Pfälzer an der US-Arzneibehörde FDA gescheitert waren.

    2013 scheiterten auch die Amerikaner an der Zulassung, im August hatten sie dann Erfolg. Direkt danach schluckte der kanadische Pharmariese Valeant die Firma Sprout Pharmaceuticals. Ursprünglich sollte Flibanserin gegen Depressionen helfen, die luststeigernde Wirkung fiel nebenbei auf.

    Als Antidepressivum entwickelt

    Trotz seines Spitznamens ist das Präparat nicht mit dem Viagra für Männer zu vergleichen. Die blaue Pille wirkt direkt auf den Körper: Sie hilft Männern, eine Erektion zu bekommen. Es geht also um das Können, nicht um das Wollen.

    Bei vielen Frauen ist das Problem kein körperliches. Sie haben selten oder nie Lust auf Sex und wenn es doch dazu kommt, empfinden sie keinen Spass. Das belastet nicht nur die Frauen selbst, sondern auch die Männer und die ganze Beziehung.

    Addyi soll diesen Frauen die Lust zurückbringen. Die Substanz beeinflusst Botenstoffe im Gehirn – ähnlich wie ein Antidepressivum. Viagra wirkt direkt und bei fast 100 Prozent der Männer. Addyi ist erheblich weniger effizient und zudem risikoreicher. Jeden Tag muss die Tablette eingenommen werden, erst nach Wochen zeichnen sich leichte Effekte ab - und das auch nur bei etwa einer von zehn Frauen.

    Starke Nebenwirkungen

    Ausserdem hat Flibanserin häufig starke Nebenwirkungen wie Schwindelgefühle, Müdigkeit und Übelkeit. Und die Frauen dürfen während der gesamten Dauer der Einnahme keinen Alkohol trinken, um die drohenden Nebenwirkungen nicht noch zu verstärken. Die Tabletten gibt es in den USA nur gegen Rezept und auf der Packung stehen dicke Warnhinweise.

    Doch auch wenn das Mittel nur für einen Bruchteil der betroffenen Frauen interessant ist – weltweit könnten das Millionen sei, die womöglich Milliarden dafür zahlen würden. Mögliche Pläne für einen Markteinstieg in Deutschland waren zunächst noch unklar. In den USA hat der Hersteller eine grosse Werbe- und Imagekampagne gestartet.

    Viele Frauenärzte wie Karen Adams raten ihren Patientinnen davon ab, sich sofort auf das vermeintliche Wundermittel zu stürzen. Bei sexueller Unlust sollten erst einmal andere Dinge geprüft werden: die Gesundheit von Körper und Geist etwa und der Zustand der Beziehung.

    Besser Paartherapie machen

    Die meisten Probleme könnten besser mit einer Paartherapie gelöst werden, sind viele Fachleute überzeugt. «Es ist wirklich unangebracht, da mit einer Tablette anzufangen», sagt Adams. «Man muss sich erst einmal die Gründe anschauen, warum eine Frau keinen Sex haben will.» (slw/sda)

    Erstellt: 16.10.2015, 10:08 Uhr


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