Arbeitsmarkt: FH Absolventen die besseren Chancen

Je höher der Bildungsabschluss, desto kürzer dauert die Jobsuche und desto höher ist das Anfangseinkommen. Zu diesem nicht unerwarteten Ergebnis kommt das erstmals vorgenommene „bildungsbezogene Erwerbskarrierenmonitoring“, das von Statistik Austria, Sozialministerium und Arbeitsmarktservice (AMS) durchgeführt und dessen Ergebnisse in der vergangenen Woche präsentiert wurden. Dabei zeigt die Studie sehr deutlich: Zwischen Absolventinnen und Absolventen verschiedener Bildungswege bestehen beträchtliche Ungleichheiten hinsichtlich ihrer Arbeitsmarktchancen. Berücksichtigt wurden nicht nur Schulkarrieren: Auch unter Absolventen unterschiedlicher Hochschulstudien ergeben sich deutliche Unterschiede.

Aber von vorn: Eine der zentralen Erkenntnisse der Studie ist, dass AHS-Absolventen die schlechtesten Berufschancen haben. Nur jeder Fünfte, der die AHS als höchsten Abschluss vorzuweisen hat, findet innerhalb der ersten drei Monate nach Abschluss einen Job. 40 Prozent suchen nach mehr als einem Jahr immer noch. Das entspricht praktisch einem Wert von Menschen, die nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen. („Die Presse“ berichtete). So ist es wenig verwunderlich, dass sich fast 90 Prozent der AHS-Absolventen 18 Monate nach dem Abschluss noch in Ausbildung befinden. Die meisten von ihnen an Hochschulen. Eine Zusatzauswertung des Erwerbskarrierenmonitorings zeigt, dass sich die Rahmenbedingungen aber auch mit einem Hochschulabschluss unterschiedlich darstellen. Es gibt deutliche Ungleichheiten zwischen den unterschiedlichen Hochschultypen und den unterschiedlichen Studienrichtungen hinsichtlich der Jobchancen und des Gehalts.
•Dauer bis zum ersten Job. Allgemein stellt sich die Situation für Hochschulabsolventen nicht so schlecht dar, wie die Ergebnisse des Monitorings zeigen: Zwei Drittel aller Uni- oder FH-Absolventen finden innerhalb der ersten drei Monate nach dem Abschluss einen Job. Darunter haben Informatik-Absolventen und Abgänger von technischen Studienrichtungen die besten Karten. Mehr als 65 Prozent von ihnen finden innerhalb der ersten drei Monate nach dem Abschluss einen Job, mehr als ein Jahr nach Abschluss suchen weniger als vier Prozent von ihnen noch immer nach Arbeit.
•Studienrichtung. Betrachtet man die Situation 18 Monate nach Abschluss (Diplom oder Master) und unterteilt nach ausgewählten Studienrichtungen noch einmal, werden die Unterschiede deutlicher.

 

Mediziner vor Juristen

Während mehr als 66 Prozent der Medizin-Absolventen zu diesem Zeitpunkt voll erwerbstätig sind, befinden sich 65 Prozent der Absolventen von Studienrichtungen aus dem Bereich Recht noch immer in Ausbildung. Damit weisen sie den höchsten Anteil in dieser Gruppe auf. Gefolgt werden die Juristen von Chemie-Abgängern, 58 Prozent von ihnen sind auch nach Studienabschluss in Ausbildung. Das dürfte sich so erklären, dass viele von ihnen der Universität im Rahmen von Doktorat und Forschungstätigkeit erhalten bleiben. Im Mittelfeld liegen Journalismus-Absolventen, gut 55 Prozent von ihnen sind erwerbstätig. Allerdings weisen sie mit einem Wert von 4,4 Prozent die höchste Rate an AMS-Vormerkungen 18 Monate nach dem Studium auf.
•Erste Erwerbstätigkeit. Das Monitoring hat auch erhoben, wo die Abgänger der verschiedenen Studienrichtungen ihre erste Erwerbstätigkeit verrichten. So sind mehr als die Hälfte der Absolventen aus dem Bereich Recht in der öffentlichen Verwaltung beschäftigt.

Demgegenüber verrichten fast 50 Prozent der Absolventen aus wirtschaftswissenschaftlichen Studienrichtungen ihre erste Erwerbstätigkeit im Dienstleistungssektor.

Wenig verwunderlich ist, dass ein Großteil (55 Prozent) der Medizin-Absolventen nach dem Studium im Gesundheits- und Sozialwesen beschäftigt ist, dabei werden sie aber dicht gefolgt von Abgängern der Psychologie – 52 Prozent von ihnen sind in ebendiesem Bereich tätig. Obwohl sie sich im gleichen Sektor bewegen, gibt es einen großen Unterschied zwischen ihnen, der sich schon beim Einstiegsgehalt, spätestens aber zwölf Monate nach dem Abschluss bemerkbar macht (siehe Grafik).
• Einkommen. Schon beim Einstiegseinkommen zeigen sich beträchtliche Unterschiede zwischen den einzelnen Hochschultypen. So verdienen 43 Prozent der Uni- bzw. FH-Absolventen 2400 Euro brutto oder mehr. Schlüsselt man auch dies noch einmal auf, sind die FH-Abgänger eindeutig die Topverdiener unter den Absolventen. 46 Prozent von ihnen verdienen 2400 Euro brutto und mehr.

Hingegen hält der Anteil von Abgängern pädagogischer Hochschulen, die sich im höchsten Einkommenssegment befinden, bei 20 Prozent. Die meisten von ihnen verdienen unter 1200 Euro brutto. Das erklärt sich aus dem fixen Gehaltsschema, an das jene, die in den Lehrerberuf einsteigen, gebunden sind. Dafür können sie sich auf fixe Gehaltssprünge verlassen. Nach Studienrichtung gereiht sind die Psychologen die größten Verlierer bei den Einkommen.

Das bildungsbezogene Erwerbskarrierenmonitoring ist eine Erhebung über Bildungsverläufe und damit zusammenhängende Karrierechancen, die von der Statistik Austria, dem Sozialministerium und dem Arbeitsmarktservice erstmalig durchgeführt wurde. Für das Monitoring wurden die Verwaltungsdaten von allen 221.000 Personen, die 2008/09 eine formale Ausbildung absolviert haben, berücksichtigt und Informationen von Statistik Austria und AMS miteinander verknüpft. Dieses Monitoring soll in den nächsten Jahren ausgebaut werden, um Zeitreihen zu erstellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2012)

Leave a Reply