Niedernberg (dpa/tmn) - Chefs sind häufig echte Charaktertypen - und die Mitarbeiter müssen es ausbaden. Denn wer Erfolg haben will, muss in das Konzept seines Vorgesetzten passen. Dabei helfen je nach Cheftyp ganz unterschiedliche Strategien.
Es gibt Kumpel-Chefs und eitle Chefs - und alle wollen etwas anderes von ihren Mitarbeitern. Eigentlich bräuchte man eine kleine Gebrauchsanweisung zu jedem Vorgesetzten. Weil die aber nun einmal nicht beiliegt, kann man zumindest überlegen, was für ein Typ der eigene Vorgesetzte eigentlich ist. Eine kleine Cheftypologie.
Der Bremsklotz: Es gibt Chefs, die finden in jeder Suppe ein Haar - und wenn nicht, dann suchen sie weiter. «Solche Chefs zaudern, grübeln und können sich einfach nicht entscheiden», sagt Martin Wehrle, Karrierecoach aus Appel bei Hamburg. Das Problem ist, dass am Ende die ganze Abteilung als verschlafen gilt und die eigenen Karrierechancen den Bach herunter gehen. Deshalb sollten Mitarbeiter versuchen, diesen Chef von unten zu führen und zu Entscheidungen zu ermuntern, rät Wehrle.
Der Kumpel: Er meint es gut mit allen und hat immer ein offenes Ohr. «Dieser Chef ist wie ein Beichtvater», sagt Management-Berater Roland Jäger aus Wiesbaden. Das klingt so, als könnten Angestellte mit ihm prima zusammenarbeiten. Aber wenn sich der Vorgesetzte immer nur Probleme anhört, anstatt auf Lösungen zu drängen, geht nichts voran. Der Karriereberater Heinz-Jürgen Herzlieb rät: «Bei einem solchen Chef muss man alle Entscheidungen gut vorbereiten, damit er sie nur noch abnicken muss.»
Der kreative Chaot: Jeden Tag hat er Dutzende neue Ideen, an vereinbarte Termine denkt er selten und sein Geschwätz von gestern interessiert ihn schon gleich gar nicht. «Die Mitarbeiter schlingern hin und her und wissen nie, worauf sie sich bei ihm verlassen können», sagt Wehrle. «Man sollte auf seine Anweisungen nicht allzu schnell reagieren und auch ganz klar sagen, welche Konsequenzen das für die sonstige Arbeit hat, wenn jetzt der Fokus wieder auf ein ganz neues Projekt gelegt wird», sagt Wehrle.
Der Wattebausch: «Das sind Chefs, die wollen nirgendwo anecken», erklärt Herzlieb. «Wenn jemand mit einem Anliegen zu ihm kommt, versichern sie, dass sie sich darum kümmern - und lassen es dann unauffällig versickern.» Da helfe nur, ständig nachzuhaken. «Manchmal muss man so einen Chef unter Zugzwang setzen und fragen: Was müssen wir noch klären, damit sie bereit sind, für diese Sache zu kämpfen?»
Der Erbsenzähler: Immer will er alles ganz genau wissen, über jeden kleinen Schritt informiert sein. «Wenn man dem Erbsenzähler das perfekte Strategiepapier vorlegt, verliert er am Ende kein positives Wort darüber, wenn auf Seite 47 noch ein Grammatikfehler ist», sagt Wehrle. Für Mitarbeiter sei das extrem demotivierend. Doch wer gegen einen solchen Chef ankämpft, erreicht nur, dass er noch strenger kontrolliert wird. Letztlich helfe nur, die Kontrolle zuzulassen.
Der Intellektuelle: Dieser Chef ist ein echter Theoretiker. Er denkt und denkt, abstrahiert und schätzt Diskussionen auf hohem Niveau - und das war's dann auch. Wer da als Mitarbeiter nicht ständig auf der Stelle treten will, müsse selbst die Initiative ergreifen. «Da muss man einfach immer wieder sagen: Das ist ein toller Ansatz, über den Sie da nachdenken. Was machen wir jetzt konkret daraus?», rät Herzlieb.
Literatur:
Heinz-Jürgen Herzlieb: Cheffing: Führen von unten, Cornelsen Verlag Scriptor, 192 S., 16,95 Euro, ISBN 978-3589235551
Martin Wehrle: Der Feind in meinem Büro: Die großen und kleinen Irrtümer zwischen Chef und Mitarbeiter, Econ, 224 S., 19,95 Euro, ISBN 978-3430195430
Roland Jäger: Ausgekuschelt. Unbequeme Wahrheiten für den Chef, Orell Fuessli Verlag, 208 S., 24,90 Euro, ISBN 978-3280053447
Quelle: n-tv.de