Rektorenchef Schmidinger will Gebäude im Eigentum der Universitäten sehen
Salzburg - Heinrich Schmidinger, Rektor der Universität Salzburg und seit einigen Wochen auch Präsident der Universitätenkonferenz, ist kein Freund der lauten Worte, kein Polterer. Schmidinger ficht lieber mit feiner Klinge und hat Sinn für politische Symbolik. Dass der "politische Unternehmer" Hannes Androsch - so der Wirtschaftshistoriker Christian Dirninger in seiner Laudatio über Androsch - am Donnerstag die Ehrendoktorwürde der Universität Salzburg verliehen bekam, darf durchaus auch als Dankeschön für das Bildungsvolksbegehren gesehen werden.
Dabei hatte Schmidinger in seiner Ansprache das Volksbegehren noch nicht einmal direkt genannt. Ehrendoktor Androsch selbst wurde da schon deutlicher. Die Universitäten wären mit einem Grundbudget von 2,6 Milliarden nicht nur unterdotiert, sie müssten an die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) auch noch "Wuchermieten" bezahlen, kritisierte der frisch gekürte Salzburger Doktor honoris causa.
Konkret müssten die Universitäten acht Prozent ihrer Budgets an die BIG überweisen, sagt Androsch. Damit würden die Investitionskosten für Uni-Gebäude in weniger als zehn Jahren zurückverdient, hat Androsch ausgerechnet. Genau das sei "eine Wuchermiete im Sinne des Allgemeinem Bürgerlichen Gesetzbuches."
Androsch schlägt vor, dass den Universitäten die Gebäude "als Startkapital" als Eigentum überlassen werden. Dies auch im Sinne einer echten Autonomie.
Ein Vorschlag, dem Rektorenchef Schmidinger auf Nachfrage des Standard viel abgewinnen kann. Derzeit müssten die Unis für neue Gebäude Baukosten zahlen, "und am Ende gehört ihnen dann nicht einmal etwas." Zudem hätten die Universitäten mit der BIG als Bauherrn auch keinen Verhandlungsspielraum.
Beim gerade erst fertig gestellten Unipark im Salzburger Nonntal für die Geisteswissenschaften habe man selbst Angebote eingeholt, die deutlich unter den Baukosten der BIG gelegen wären. "Derzeit müssen wir aber alles akzeptieren, was uns die BIG vorlegt", kritisiert Schmidinger.
Die Probleme für die Unis werden jedenfalls nicht kleiner werden. Nach dem Ende der regulären Inskriptionsfrist gibt es jetzt schon mit 49.246 Neuzugelassenen zum Stichtag 11. November ein leichtes Plus von 1,1 Prozent. Die endgültigen Zahlen werden aber erst nach Ende der Nachfrist (30. November) vorliegen. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre ist dann mit einem Plus von drei bis vier Prozent zu rechnen.
Damit wird sich auch die Gesamtzahl der Studierenden leicht erhöhen und etwas über den rund 285.000 des vergangenen Studienjahres liegen.
Kein deutscher "Ansturm"
Deutlich zulegen wird die Anzahl wie auch der Anteil der Studenten und Studentinnen aus Deutschland - auch wenn der vielerorts befürchtete Massenansturm ausgeblieben ist. Bereits jetzt (Stichtag 11. November) sind knapp fünf Prozent mehr Deutsche unter den Studienanfängern als vergangenes Jahr.
Spitzenreiter bei den deutschen Erstsemestrigen ist das Fach Psychologie an der Universität Salzburg mit einem Anteil von 73 Prozent. Dahinter die Psychologie an der Uni Innsbruck, wo heuer 70 Prozent der Studienanfänger aus Deutschland kommen. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.11.2011)